Man muss kein Finanzexperte sein, um den Begriff des negativen Eigenkapitals zu verstehen. Es entsteht, wenn die Schulden eines Unternehmens höher sind als das Vermögen. Zweit­ligist VfR Aalen konnte nun schon zum wiederholten Maße nicht die von der Deutschen Fußball-Liga geforderte Erhöhung von fünf Prozent Eigenkapital pro Jahr vorweisen. Insofern ist die Strafe, ein Abzug von zwei Punkten, die logische Konsequenz. Das lässt sogar der Verein aus der ostschwäbischen Provinz durchblicken.

Mit Hauptsponsor Imtech, Noch-Namensgeber des HSV-Stadions, sowie Recyclingunternehmer Berndt-Ulrich Scholz, hatte sich der Konkurrent des FC St. Pauli im Abstiegskampf der Zweiten Liga über Jahre auf zwei große Geldgeber verlassen. Nun ist der Sponsor weg und der Gönner nicht mehr so gönnerhaft. Zwei Verluste, die ein Verein wie Aalen kaum auffangen kann.

Gleichzeitig ist das Beispiel Aalen eine Warnung an viele Clubs im bezahlten Fußball. Sich nur auf einen Geldgeber zu verlassen kann verhängnisvolle Folgen haben. Das gilt in der Bezirks­liga genau wie in der Bundesliga. Die Beispiele 1899 Hoffenheim und RB Leipzig zeigen, dass ein sportlicher Aufstieg mithilfe eines Großinvestors zwar nicht garantiert, aber wahrscheinlicher ist. Andere Beispiele, vor allem im Amateurfußball, zeigen, dass der Abstieg entsprechend schnell geht, wenn der Geldgeber den Hahn zudreht. Besser macht es der FC St. Pauli, der für seine wirtschaftliche Vernunft von der DFL gelobt wurde. Den Klassenerhalt kaufen kann sich der Tabellenletzte davon allerdings auch nicht.