Das Deutsche Schauspielhaus ist eine Bühne für uns alle, findet Joachim Mischke

Das Deutsche Schauspielhaus ist nicht irgendeine Rumpeltheater­klitsche in irgendeiner Provinz-Kommune, die sich das Geld für ihre kulturelle Grundversorgung vom Munde absparen muss. Es steht mitten in der zweitgrößten Stadt der Kulturnation Deutschland, die nicht arm und trotzdem sexy ist, und es ist die größte Sprechbühne des Landes. Diese Bühne steht dort für etwas. Und für uns alle. Sie gehört zum Tafelsilber der Stadt.

So viel nur fürs Protokoll, falls nach dem Bekanntwerden der Technikprobleme und Baumehrkosten jemand sofort reflexartig maulen möchte: dass die weltfremden Verschwender aus der Hamburger Kultur ihre so großherzig gewährte Staatsknete nicht vernünftig ausgeben können. Dass endlich Schluss sein muss mit dem ewigen Quengeln und Geldhabenwollen.

So einfach ist es nämlich nicht.

Karin Beier, seit anderthalb Jahren Intendantin an der Kirchenallee, ist nicht um den Dauerstress als Herrin eines maroden Hauses zu beneiden; ein Ende dieser unhaltbaren Zustände ist immer noch nicht in Sicht. Nach einem Unfall mit dem Eisernen Vorhang und trotz langwieriger Teilsanierungsmaßnahmen klappt längst nicht alles, wie es bestellt war. Das hat viele Gründe. Klar ist: Es wird teurer werden als geplant, was offenbar auch daran liegt, dass schlechter geplant wurde als notwendig. Und auch, weil – gegen besseres Wissen? – weniger für die Sanierung bewilligt wurde, als es sinnvoll gewesen wäre. Schon der erste Nachschlag fiel – absichtlich? – zu knapp aus, nun müssen weitere folgen.

So was kommt von so was.

Das darf aber auch kein Persilschein für Planungsfehler sein, die nach jetzigem Wissensstand kein gutes Licht auf Beiers Vorgänger und auf Barbara Kisselers Amtsvorgänger in der Kulturbehörde werfen. Was ein Mangel an Behörden-Sachverstand auf Kulturbaustellen anrichten kann, steht im Elbphilharmonie-Lebenslauf. Wenn technische Unzulänglichkeiten dazu führen, dass die Kernaufgabe eines Staatstheaters – Kunstproduktion auf höchstmöglichem Niveau – nicht mehr gewährleistet ist, ist eine Schmerzgrenze erreicht, die niemandem egal sein darf. Erst recht nicht jenen Politikern, die dieses Elend durch Schönrechnen mitprovoziert haben.

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