Ach, ist das toll. Ist das witzig. Ist das charmant. Ist das flott! Nie mehr Hunderte von Seiten lesen, nie mehr sich durch Schwarten kämpfen. Und trotzdem überall mitreden können.

Es ist sicherlich kein Zufall, dass sich ein YouTuber namens Michael Sommer vor allem den klassischen Schulstoff – „Faust“, „Effi Briest“, „Homo Faber“ – vornimmt und mit Playmobil-Figuren in Szene setzt. „Weltliteratur to go“ heißt Sommers Programm, abgeguckt hat er sich die köstliche und schnoddrige Infantilisilierung hochkultureller Standardwerke von Harald Schmidt, der in seiner Late Night Show einst griechische Dramen nachspielte und dabei mordsmäßigen Spaß hatte.

Den hatte man selbst als Betrachter auch immer, weil die niedlichen und liebevoll gestalteten Figürchen schwere Stoffe auf ein viel besseres Maß zurecht schnurrten und von einem top-informierten Erzähler launig über das Tableau gezerrt wurden.

In Sommers Clips, zu denen auch die Schmalspur-Version des wunderbaren Roadtrips „Tschick“ gehört, ist der literarische Stoff nicht minder gekonnt auf Kernaussagen, Schlüsselszenen und Textinterpretationen reduziert. Besonders gut: Sommers sehr heutige Sprache, die das manierierte Geschwätz der älteren und neueren Klassiker eine längst fällige Aktualisierung verpasst.

Danke, lieber Herr Sommer, für Ihren Einsatz: Wir gucken jetzt nur noch und lesen nicht mehr.