Lienen arbeite bisher akribisch an den Defiziten der Mannschaft. Doch die Sturmmisere nimmt dramatische Züge an. Ein Kommentar.
„Als Trainer ist man immer auch Psychologe“, hatte Ewald Lienen vor dem Spiel bei 1860 München gesagt. Es ging darum, vor allem seine Stürmer nach den vergebenen Chancen in Sandhausen und gegen Fürth wieder aufzurichten. Dass seine Spieler bei den „Löwen“ in Sachen Chancenverwertung noch eine Nummer schwächer sein würden, konnte Lienen zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Eine wirkliche Erklärung hatte der erfahrene Trainer dafür auch nicht. Es war aber auch kaum zu erklären. Will Lienen den Absturz seiner Mannschaft in die Dritte Liga verhindern, muss er ganz schnell vor allem eines lösen: die Blockade seiner Spieler.
Seit seinem Amtsantritt im Dezember hat Lienen akribisch an den Defiziten der Mannschaft gearbeitet. Defensivverhalten, Spielkontrolle, Lautstärke auf dem Platz – die Verbesserungen unter Trainer Nummer drei nach Roland Vrabec und Thomas Meggle sind sichtbar. Mit 0,8 gewonnen Punkten im Schnitt liegt Lienen aber nur knapp vor seinem Vorgänger Meggle (0,7) und hinter Vrabec, der in vier Spielen immerhin vier Punkte holte.
Lienen aufgrund fehlender Erfolgserlebnisse jetzt infrage zu stellen, wäre aber falsch. Das Team spielt stabiler als in der Hinrunde, doch in entscheidenden Szenen flattern die Nerven der Spieler. Die Nerven völlig zu verlieren, wäre für St. Pauli jetzt fatal. Der Druck ist enorm, für die jungen Spieler vielleicht zu groß. Deswegen muss Lienen die Ruhe bewahren und nicht wie gegen Fürth die Schuld bei anderen suchen. Ausreden darf es jetzt keine mehr geben.