Um die Häuser mit weniger Personal führen zu können, sollen sich die Kunden in der Schreibwarenabteilung oder sogar bei Spielwaren künftig selbst bedienen. Keine gute Idee - findet Abendblatt-Redakteur Bob Geisler.
Ehrgeizig sind sie, die Pläne der Karstadt-Führung: Als der neue Marketing-Chef Manfred Mandel Anfang des Jahres für die schlingernde Warenhauskette verpflichtet wurde, da kündigte er postwendend an, sieben Millionen Kunden, die dem Unternehmen seit 2009 verloren gegangen sind, in die Filialen zurückzuholen.
Doch die jetzt geplanten Einschnitte sprechen eine ganz andere Sprache. Im großen Stil will Karstadt Verkäuferinnen und Verkäufer abbauen, viele sollen in Warenserviceteams nur noch für das Einräumen von Artikeln zuständig sein – zu schlechteren Konditionen, versteht sich. Um die Häuser mit weniger Personal führen zu können, sollen sich die Kunden in der Schreibwarenabteilung oder sogar bei Spielwaren künftig selbst bedienen. Das aber dürfte insbesondere die noch verbliebenen älteren Stammkunden eher vertreiben.
Karstadt wird durch solche Maßnahmen immer vergleichbarer mit Textildiscountern und großen SB-Warenhäusern wie etwa Kaufland, allerdings ohne deren Preise bieten zu können. Einen Kampf auf diesem Terrain kann das traditionsreiche Unternehmen nur verlieren.
Auch andere Maßnahmen, die jetzt bei Karstadt umgesetzt werden, scheinen vor allem vom Sparwillen getrieben zu sein, die Kosten zu senken. So mag die Reduzierung der Führungsebenen und eine Zentralisierung von Verwaltungsaufgaben in sogenannten Kopffilialen betriebswirtschaftlich zunächst Sinn ergeben. Doch zugleich dürften die meisten Hamburger Häuser dadurch noch mehr an Einflussmöglichkeiten verlieren. Dabei wäre die umgekehrte Strategie richtig: Mehr Sortimentsverantwortung auf regionaler Ebene, um auf die Bedürfnisse der Kunden vor Ort besser eingehen zu können.
Wer zynisch denkt, könnte auf die Idee kommen, dass es Karstadt-Eigentümer René Benko bei der Umstrukturierung weniger um eine Sanierung, sondern mehr um die langsame Abwicklung der Warenhauskette geht. Dann könnte der Immobilienunternehmer schon bald damit anfangen, die Häuser in kleine Einkaufszentren umzuwandeln. Um Mitarbeiter müsste er sich kaum noch kümmern.