Philips schrumpft und tauscht erneut den Chef aus
Vor 120 Jahren brachte Philips die erste Glühlampe auf den Markt. 1963 konnten sich Musikfans über die erste Audiokassette freuen, 1979 legte der Hersteller mit der CD nach, die den Kunden eine Revolution in Sachen Hörgenuss bescherte. Der Elektrokonzern Philips beeindruckte in seiner Geschichte immer wieder mit bahnbrechenden Erfindungen. Mit Innovationen, die das Leben der Menschen verändert haben.
Doch das war gestern. Heute zerlegt der Konzern sich selbst. Stückwerk statt Stringenz, Kostendiktat statt kluge Vorausschau scheint den niederländischen Konzern zu beherrschen. Jüngstes Beispiel ist der erneute Chefwechsel in der Deutschland-Zentrale in Hamburg: Carla Kriwet, 43, wird nach nur wenigen Monaten an der Spitze eines der weltweit wichtigsten Märkte ausgetauscht, meldete Philips am Mittwoch in einer Mitteilung. Als Nachfolger kommt der Niederländer Peter Vullinghs in die Hansestadt. Kriwet, die gerade den baldigen Umzug der Hamburger Verwaltung vom Lübeckertordamm in ein neues Gebäude am Flughafen organisiert hatte, wechselt dann für ihren Arbeitgeber in die USA.
Doch die Personalrochade ist nicht die einzige Veränderung, welche die Philipsianer zuletzt miterleben mussten. So steht hinter der Unterhaltungselektronik mit dem Philips-Label nicht mehr die Traditionsfirma, sondern ausländische Investoren, welche die abgestoßenen Produktzweige weiter vermarkten. Bei den Fernsehern sind dies heute Chinesen.
Auch seine Wurzeln, das Geschäft mit dem Licht, will Philips kappen. Nach mehr als 100 Jahren Erfolg und Erfahrung. Immer wieder werden hohe Investitionen in die Ideenfindung oder Billig-Konkurrenz aus Fernost als Gründe für die Aufgabe der Sparten genannt. Bei den Fernsehern, im Audiobereich, beim Licht. Versuche, durch Forschung und Entwicklung im Premiummarkt mitzuhalten, fallen offenbar dem kurzfristigen Horizont der Börse zum Opfer. Was bleibt, ist eine zerfranste Weltmarke, die ihre Glaubwürdigkeit verliert. Philips verspielt das Vertrauen der Kunden und der Mitarbeiter.