Warum es gut ist, wenn 16-Jährige wählen dürfen
Lange Zeit galt der 18. Geburtstag als Dreh- und Angelpunkt im Leben eines Menschen. Da wurden wir volljährig und waren geschäftsfähig, durften uns im Auto hinters Steuer setzen und starteten ins Leben. Diesen klaren Schnitt gibt es heute so nicht mehr. Junge Leute machen mittlerweile mit 17 Jahren den Führerschein, sind insgesamt früher reif. Auch wegen der Schulzeitverkürzung haben viele Minderjährige in diesem Alter bereits ihre Berufswahl getroffen und sitzen an der Universität in Vorlesungen. Wenn Jugendliche aber früh Verantwortung für ihr Leben übernehmen sollen, dann müssen sie auch mitentscheiden dürfen.
Deshalb ist es gut, wenn die 16- und 17-Jährigen in wenigen Wochen zum ersten Mal mit über die Zusammensetzung der Hamburgischen Bürgerschaft abstimmen können. Ohnehin sind sie in vielen Lebensbereichen unmittelbar von den Weichenstellungen des Parlaments betroffen, in der Schul- und Wissenschaftspolitik allemal, in der Verkehrs- und Sozialpolitik auch. Und wenn es um den Schuldenberg geht, der künftigen Generationen hinterlassen wird, sollten diese ein Wort mitzureden haben. Es wäre schön, wenn die Jugendlichen in möglichst großer Zahl von ihrem neuen Recht Gebrauch machen würden. Das kann nicht nur die Bürgerschaft selbst mit ihrer Kampagne befördern, sondern auch die Eltern zu Hause im Gespräch am Abendbrottisch.
Der Politik stellt sich nun die Aufgabe, sich verstärkt um diese neue Wählergruppe zu kümmern. Das bedeutet auch, sich mit ihren Sichtweisen und Anliegen zu beschäftigen. Denn wer glaubt, ohnehin zu wissen, was die jungen Leute politisch wünschen, der irrt sich oftmals. In vielen Bereichen kommen sie zu ganz anderen Meinungen oder Prioritäten, als die Älteren meinen.
Beobachtet man Jugendliche, wie gestern am Albert-Schweitzer-Gymnasium, in der Diskussion, erlebt man sehr engagierte Menschen, die überlegt und vielfach auch gut informiert sind. Es stimmt zwar, das trifft sicherlich nicht auf alle zu. Aber seien wir ehrlich: Das gilt auch für uns Erwachsene. Engagement ist eben keine Frage des Alters.