SPD-Senat befindet sich auf der falschen Spur, findet Axel Tiedemann
Sein großes Herz für Radfahrer, so scheint es, hat der SPD-Senat erst relativ spät entdeckt. In der Regierungserklärung des Bürgermeisters fand sich zu Beginn der Amtszeit kaum ein Wort dazu, in den letzten Monaten aber häufen sich die Liebesbezeugungen. Und die fallen bisweilen etwas hektisch aus: Immer neue Radfahrstreifen werden beispielsweise in der Stadt ausgewiesen, teils aber wie am Lessingtunnel im Bezirk Altona sind sie so schnell auf die Fahrbahn gepinselt worden, dass die neue Verkehrsführung Hamburgs Radlern mehr Verwirrung als Verbesserung verschafft.
Als richtiger Flop aber erweist sich nun eines der größten vermeintlichen Geschenke: die neue Fahrradstraße auf dem Harvestehuder Weg an der Alster. Na klar, sie war recht einfach umsetzbar. Und, na klar, ist sie eher ein Symbol als ein wirklicher Meilenstein in eine bessere Hamburger Radverkehrszukunft. Aber Symbole sind nicht zwangsläufig schlecht. Die Botschaft: „Wir wollen was tun, und seht her, wir tun was“, stimmte viele Alltagsradler wohl zunächst auch freudig. Weil man keinem wehtun wollte bei dieser Straße, blieb im Grunde aber alles beim Alten: Autos dürfen dort weiter fahren und parken. Es wird so wenig Rücksicht genommen wie sonst auch auf den Straßen. Und gerade die Parkplätze auf der Fahrbahn erweisen sich als gefährliche Engstellen. Wer bei Nässe und Dämmerung einige wenige hartgesottene Radler zwischen schnell durchfahrenden Autos sieht, dürfte kaum auf die Idee kommen, dort auch Schulkinder radeln zu lassen.
Zwei Lehren müssten nun gezogen werden: Weitere Fahrradstraßen müssen besser durchdacht werden. Ein bisschen schwanger geht nicht: Entweder man baut eine Fahrradstraße, oder man lässt es. Viel wichtiger aber ist, dass der vorhandene Radweg jetzt nicht, wie vom Bezirk Eimsbüttel geplant, aufgelöst wird. Er muss als Alternative bleiben, um Kindern, aber auch vielen anderen Radfahrern weiter ein sicheres Fortkommen an der Alster zu ermöglichen. Alles andere wäre unverantwortlich. Wie so oft gilt eben auch hier: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.