Der Senat stellt mit geplantem Ausbau des Hamburger U-Bahn-Netzes Weichen richtig
Na endlich! Hamburg macht Ernst mit dem weiteren Ausbau des U-Bahn-Netzes. Neue Pläne dafür gab es in den vergangenen 50 Jahren viele – und ebenso viele Absagen. Nun macht der Hamburger Senat den weiteren Ausbau konkret und nennt Zeiten und genaue Routen.
Neben vielen Details die wichtigste Aussage von Bürgermeister Olaf Scholz und Hochbahnchef Günter Elste: Ein U-Bahn-Ausbau auf der heutigen MetroBus-Linie 5 vom Dammtor bis zum Siemersplatz ist unverzichtbar.
Europas meistfrequentierte Buslinie muss endlich wieder durch ein leistungsfähiges Bahnsystem ersetzt werden. Bereits die Einstellung der letzten Hamburger Straßenbahnlinie 1978 auf dieser Paradestrecke war ein großer Fehler.
Denn bei aller Beschleunigung – Busse sind für die Lebensqualität und den Verkehr auf den Straßen keine Zukunftsalternative. Auch dass die seit Jahrzehnten versprochenen U-Bahn-Anbindungen von Steilshoop, Bramfeld, Lurup und Osdorf endlich kommen sollen, ist eine absolut gute Nachricht. Riesige Bereiche der Stadt sind nach wie vor fernab jeglicher U- oder S-Bahn-Verbindungen.
Eine moderne Millionenmetropole wie Hamburg braucht ein leistungsstarkes U- und S-Bahn-System. Hamburg hat den Ausbau viel zu lange verschlafen und zögerlich vor sich hergeschoben. Andere – teilweise deutlich kleinere Städte – wie etwa München, Stockholm oder Barcelona haben längst aufgeholt und transportieren mehr Menschen in ihren modernen U-Bahn-Linien.
Ja, natürlich wird es auch bei diesem Megaprojekt wieder erbitterte Gegner geben, die laut aufschreien werden: Das ist alles zu teuer. In der Tat nennt der Senat in seiner aktuellen Konzeptstudie keine exakten Kosten. Und damit ist er auch gut beraten. Die bisherigen Kostenschätzungen von 3,8 Milliarden Euro bei einem Projekt, das auf fast 30 Jahre und einen Baubeginn erst im kommenden Jahrzehnt angelegt ist, können seriös betrachtet nur grob sein. Hier mit politisch niedrigen Preisen – wie etwa bei der Elbphilharmonie geschehen – zu werben wäre unredlich.
Klar ist: Der Ausbau der U-Bahn ist die teuerste aller Varianten. Aber die U-Bahn ist auch die mit Abstand für die Stadt verträglichste und leistungsfähigste Variante. Eine U-Bahn stört das Leben an den Straßen der Stadt nicht. Und: Sie transportiert ein Vielfaches dessen, was Busse oder Straßenbahnen schaffen.
Der Bau der U-Bahn ist zwar teurer, aber weit unproblematischer durch- und umzusetzen als der Bau eines oberirdischen Stadtbahnnetzes. Die letzten Pläne, eine neue Straßenbahn von Eppendorf nach Bramfeld zu bauen, waren nicht zuletzt durch den bereits in der Planungsphase auflodernden Widerstand der Geschäftsleute und Anwohner gescheitert. Dabei ging es weniger um das angezielte Endergebnis als um die Beeinträchtigungen während des Baus.
Wie so häufig in den vergangenen Jahrzehnten bleibt bei all den großen Plänen eine gewisse Unsicherheit: Niemand weiß, wie die Mehrheiten nach der nächsten Bürgerschaftswahl im Februar im Rathaus aussehen. Haben die langfristigen Pläne auch noch Bestand, wenn sich die Sozialdemokraten mit einem Koalitionspartner zusammenraufen müssen? Die derzeitige Opposition steht geschlossen gegen die U-Bahn-Pläne. Es wäre nicht das erste Mal, dass in Hamburg gute Zukunftspläne auf der Strecke bleiben. Bleibt zu hoffen, dass die gestern vorgestellten U-Bahn-Pläne eine höhere Lebensdauer haben und nicht gleich mit dem Ende des Wahlkampfes wieder beerdigt werden.
Hamburg braucht für die Zukunft ein leistungsfähigeres und flächendeckenderes U- und S-Bahn-Netz. Den ersten Planungen sollten bald auch erste Spatenstiche folgen.