Hafen darf bei Elbvertiefung keine Zeit verlieren
Dem Hamburger Hafen läuft die Zeit davon. Mit diesem Satz hat Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) am Montag deutlich gemacht, dass die Hängepartie der Elbvertiefung vor den Gerichten den Hafen inzwischen wirtschaftlich in Schwierigkeiten bringt. Elbvertiefungsgegner mag dieser Satz auf die Palme bringen, denn auf den ersten Blick sieht die Lage anders aus. Die Umschlagszahlen steigen derzeit Monat für Monat an. Fürs Gesamtjahr wird ein Rekordumschlag angepeilt.
Horchs Ausspruch hat aus drei Gründen dennoch seine Berechtigung. Da spielt erstens die von Horch selbst angesprochene Schiffsgrößenentwicklung eine Rolle. Die Zahl der Schiffe, die aufgrund ihres Tiefgangs und ihrer Breite nur mit Mühe die lange Revierfahrt von der Mündung in den Hamburger Hafen schaffen, wächst exponentiell an. Anders gesagt: Der Kreis derjenigen Schiffe, die aus Asien mit voller Ladung ohne Zwischenstopp in anderen Häfen nach Hamburg fahren können, wird immer kleiner.
Zweitens hat dieses bereits zur Folge, dass sich Reeder und Kunden woandershin orientieren. Dass Tchibo den Umschlag seiner Ladung in Wilhelmshaven testet und die weltgrößte Reederei Mærsk ihre großen Flaggschiffe anders als angekündigt nun doch nicht nach Hamburg fahren lässt, sind nur zwei Hinweise dafür, dass der schleichende Prozess der Abwanderung in Ansätzen bereits einsetzt. Womit auch der dritte Grund deutlich wird, warum Horchs Warnung richtig ist: Der Wettbewerb für Hamburg wird immer härter. Die Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen bauen ihre Häfen aus, die Zahl der Alternativstandorte für den europäischen Seegüterumschlag nimmt zu.
Horchs Warnung sollte deshalb in besonderer Weise von den für das Projekt zuständigen Behörden beherzigt werden. Sie müssen so vorbereitet sein, dass sie sofort mit den Arbeiten loslegen können, wenn die Erlaubnis zum Baggern erteilt ist. Angesichts der Tatsache, dass die Elbvertiefung nicht nur wenige Wochen, sondern 13 Monate dauern wird, müssen die Ausschreibungsunterlagen fertig sein. Die Uhr tickt nämlich gegen Hamburg.