Der HSV muss die ständigen Personalwechsel endlich stoppen
Bereits nach dem siebten Bundesliga-Spieltag stehen beim HSV die ersten Sieger fest: die Rechtsanwälte, die entweder den Verein oder beurlaubte Trainer und Manager in Sachen Arbeitsrecht vertreten. Am Freitag eskalierte der Fall Oliver Kreuzer. Der Verein feuerte den schon beurlaubten Manager fristlos unter dem Vorwurf der Illoyalität. Auch im Trainerbereich reißt die Klagewelle nicht ab: Der gefeuerte Chefcoach Mirko Slomka geht wie seine entlassenen Assistenten Nestor El Maestro und Nikola Vidovic vors Arbeitsgericht.
Seriös kann niemand prognostizieren, wie die Verfahren ausgehen werden. Immerhin verfügt der HSV wie wohl kein anderer Verein über Expertise in Sachen Rauswürfe. Der Bundesliga-Dino hat sich den Titel Abfindungsmeister redlich verdient: Zwischen 14 und 16 Millionen dürften die Entlassungen von Vorständen, Trainern und Managern in den vergangenen Jahren gekostet haben. Eine Summe, die in etwa dem Jahresetat von Aufsteiger Paderborn entspricht.
Die indirekten Folgekosten der Hire-and-Fire-Politik sind schwer zu beziffern, aber wohl am Ende noch wesentlich höher. Denn fast immer bedeuten Personalwechsel auch neue strategische Weichenstellungen. Derzeit wird etwa auf Intervention des neuen Sportdirektors Bernhard Peters das Nachwuchszentrum „Campus“ komplett neu konzipiert, die Vorlaufkosten für die ursprüngliche Planung kann man abschreiben. Im Transferbereich das gleiche Spiel: Noch im November 2013 – also in der Ägide Kreuzer – verkaufte der HSV die Vertragsverlängerung von Verteidiger Jonathan Tah als große Erfolgsmeldung. Inzwischen kickt das Toptalent bei Fortuna Düsseldorf in der Zweiten Liga auf Leihbasis, der HSV übernimmt einen Großteil des Gehalts.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Es ist das gute Recht der neuen HSV-Führung, Schaltstellen neu zu besetzen. Damit einher geht allerdings auch die Verpflichtung, die Geldvernichtungsmaschine der ständigen Personalwechsel zu stoppen. Schon jetzt wird der Start der neuen HSV AG durch öffentliche Schlammschlachten belastet. Der neue Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer muss endlich für Kontinuität und Ruhe sorgen.