Die guten Hafenzahlen zeigen: Reeder glauben an das Projekt
Hamburgs Hafen schickt sich an, in diesem Jahr seine Rekordumschlagmengen von 2007 und 2008 einzustellen. Darauf deutet das Halbjahresergebnis hin, das die Marketinggesellschaft des Hafens vorgestellt hat. Für Hamburgs Wirtschaft, als deren Herz und Motor der Hafen gilt, ist das eine gute Nachricht. Bei manchem führt sie zu der Frage, ob man angesichts der positiven Entwicklung überhaupt noch eine Elbvertiefung braucht.
Bei der Antwort darauf sollte man vier Punkte bedenken. Erstens: Die guten Umschlagzahlen sind unter anderem wesentlich vom starken Export Deutschlands getrieben. Ohne Fahrrinnenausbau würde die deutsche Wirtschaft auf Wachstumsmöglichkeiten im internationalen Handel verzichten.
Zweitens: Hamburg geht derzeit schon Umschlag verloren, weil viele Schiffe aufgrund ihres Tiefgangs nur mit einem Teil der für die Hansestadt angedachten Container die Elbe hinaufkommen können. Je größer diese Schiffe sind, desto unwirtschaftlicher ist es für die Reeder, nur eine Teilladung nach Hamburg zu bringen. Weil sie aber darauf hoffen, dass die Elbvertiefung bald kommt, haben die meisten Reedereien dem Hafen noch nicht den Rücken gekehrt.
Drittens: Käme die Elbvertiefung nicht, würden sich die Vorzeichen drehen, weil die Reeder sehr schnell Wirtschaftlichkeitsberechnungen für Schiffsfahrten mit Teilbeladung nach Hamburg anstellen würden. Das eine oder andere Schiff würde dann in Häfen ohne Beschränkungen umgeleitet. Die Mengen für Hamburg würden dann weiter sinken, die Teilbeladungen noch kleiner und die Transporte unwirtschaftlicher.
Viertens: Angesichts dieser Überlegungen haben weder die EU-Kommission noch die Richter des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig in der mündlichen Verhandlung die volkswirtschaftliche Bedeutung der Elbvertiefung sowie den Bedarf zu der Ausbaggerung der Elbe in diesem Umfang bestritten. Deshalb lautet die Antwort auf die Frage, ob die Elbvertiefung noch nötig ist: ja. Die positiven Zahlen, die Hamburg jetzt feiert, sind ein Stück weit Vorschusslorbeeren.