Hamburg bietet ihnen mehr als jede andere deutsche Stadt. Das wird Folgen haben
Heute ist ein sehr guter Tag für Kinder, für Eltern, vor allem aber für Hamburg. Jene Stadt, die sich vor gar nicht wenigen Jahren noch sehr schwertat mit der Förderung von Familien und die auch deswegen derzeit eine Metropole der Single- beziehungsweise Einpersonenhaushalte ist. Dass sich daran mittel- oder langfristig etwas ändert, ist seit diesem 1. August wahrscheinlich geworden: Die kostenfreie Kinderbetreuung von der Geburt bis zur Einschulung (zumindest für täglich fünf Stunden) macht Hamburg endgültig zu einer der familienfreundlichsten Städte in Deutschland, wenn nicht in Europa. Das ist großartig, und dafür verdienen die Verantwortlichen im Senat genauso ein großes Lob wie die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas für ihre tägliche Arbeit. Die Betreuung dort ist in relativ kurzer Zeit nicht nur günstiger, sondern auch verlässlicher und besser geworden.
Das dürfte ein Standortfaktor sein, mit dem Hamburg künftig viel mehr Eltern mit jungen Kindern anlocken sollte. Schon jetzt gibt es erste Anzeichen dafür – etwa dass die Zahl der Erstklässler in Eimsbüttel, also wirklich mitten in der Stadt, wieder steigt. Und zwar so stark, dass zum Beispiel Kinder, die mit ihren Familien rund um die Isestraße wohnen, Schwierigkeiten haben, einen Schulplatz in der Nähe zu erhalten.
Das sind, wenn man so will, Kollateralschäden einer Entwicklung, die ansonsten nur Vorteile und Chance bietet und die Hamburg helfen wird, nicht nur stärker als bisher, sondern auch in einer neuen Qualität zu wachsen. In einer Zeit, in der es gerade jungen Akademikern und Führungskräften darauf ankommt, wie sie Beruf beziehungsweise Karriere mit der Familie vereinbaren können, sind fünf kostenlose Kita-Stunden pro Tag ein starkes Argument für eine Stadt. Insofern dürften von den heute in Kraft tretenden Regelungen nicht nur die Familien, sondern auch die Unternehmen profitieren, die es von nun an sicher leichter haben werden, hier gutes Personal zu finden als die Konkurrenz aus anderen Städten oder Bundesländern.
Kommt hinzu, dass Hamburg mit den Erleichterungen bei den Kita-Gebühren indirekt auch die Situation auf dem angespannten Wohnungsmarkt entschärft und gerade jungen Familien neue Möglichkeiten eröffnet. Die können sich künftig nämlich mit den gesparten Beträgen bessere und teurere Wohnungen in der Stadt oder in bestimmten Stadtteilen leisten. So wie ein junges Ehepaar, das sich angesichts der Einsparungen beim Kita-Platz für ihren Sohn entschieden hat umzuziehen: „Mit dem Geld, das wir jetzt nicht für die Betreuung ausgeben müssen, konnten wir uns die neue, größere Wohnung überhaupt erst leisten“, sagte die Mutter dem Hamburger Abendblatt. Was ein weiterer Beweis dafür ist, dass es bei dem neuen Modell sehr, sehr viele Gewinner gibt.
Es bleibt zu hoffen, dass auch die Kindertagesstätten selbst dazugehören. Auf den ersten Blick ändert sich für die erst einmal nichts. Wer zweimal hinsieht, darf zumindest hoffen, dass sich besser verdienende Eltern jetzt überlegen, ob sie das gesparte Geld für sich behalten oder ob sie zumindest einen Teil davon den Kitas in Form von Spenden wieder zur Verfügung stellen. In einer Stadt wie Hamburg, in der nicht wenige Menschen leben, die keinerlei Form staatlicher Unterstützung brauchen – schon gar nicht bei der Betreuung der eigenen Kinder – wäre alles andere eigentlich eine Überraschung. Zumal ja die, die bisher am meisten bezahlt haben, auch die stärkste Entlastung erhalten. Wenn davon noch etwas zurückgeht in die (leider immer noch nicht ideal besetzten) Kitas, wenn die neuen Regeln auch noch zu einer weiteren Qualitätsverbesserung führen würden, wäre Hamburgs Kita-System nahezu perfekt.