Die Liberalen der Hansestadt brauchen endlich eine seriöse Führung
Wer am Wochenende nichts zu tun hat und ein paar Stunden Unterhaltung sucht, dem sei ein Parteitag der Hamburger FDP empfohlen. Große und kleine Gemeinheiten gibt es da zuhauf, dazu Demütigungen, Schmähungen, Intrigen, und das alles mitunter mit Privat-TV-würdiger Niveaulosigkeit vorgetragen. Der nun schon Jahre andauernde FDP-„Zickenkrieg“ zwischen Katja Suding und Sylvia Canel würde wohl selbst Sat.1-Richterin Barbara Salesch überfordern.
Zum Lachen ist das schon lange nicht mehr, eher zum Verzweifeln. Denn die neun liberalen Abgeordneten in der Bürgerschaft machen überwiegend eine ordentliche Oppositionsarbeit. Auch wenn es bei den Redebeiträgen noch Luft nach oben gibt, haben sie sich in Bereichen wie Schule, Finanzen, Wirtschaft, Verkehr oder Umwelt konstruktiv eingebracht und mitunter gute Denkanstöße gegeben. Dass das in einem Parlament mit vier Oppositionsfraktionen manchmal untergeht, liegt in der Natur der Sache. Umso wichtiger wäre eine gute Präsentation in den Momenten, in denen der Partei mal die ungeteilte Aufmerksamkeit zuteil wird – und das sind halt die Parteitage oder die Nominierung von Spitzenkandidaten.
Doch diese Auftritte auf großer Bühne versemmelt die FDP nun schon seit Jahren, und daher wird sie den Ruf einer Chaostruppe nicht los. Da die Frontfrauen Canel und Suding erkennbar nicht miteinander können, kann die Lösung nur in einem radikalen Schnitt und einer neuen Parteiführung liegen. Sicher hat Suding mit ihrem „Die-oder-ich“-Alleinvertretungsanspruch die Situation weiter angeheizt, aber im Prinzip hat sie recht: Wenn eine Fraktion alles in allem funktioniert und die dahinter stehende Partei nicht, dann ist es fragwürdig, was die Parteivorsitzende im Parlament sucht – zumal die einzige Chance für alle Liberalen, überhaupt wieder in die Bürgerschaft zu kommen, allein Katja Suding heißt. Sie ist das Gesicht der Partei, ein Trumpf, um den andere FDP-Landesverbände die Hamburger beneiden.
Was ihr fehlt, ist eine seriöse Person an der Parteispitze, die im Hintergrund den Laden zusammenhält. Aber wer will sich das antun?