Das Schmuckstück sollte trotz hoher Kosten saniert werden
Klar kann man sich mal verrechnen. Das gilt auch für Staatsbedienstete. Allerdings muss die Frage hier eher lauten: Kann der Staat irgendwann auch mal richtig rechnen? Oder stecken sich Menschen, sobald sie verbeamtet werden, umgehend mit schwerer Dyskalkulie an? Nach all den bekannten Großprojekten laufen nun auch die Kosten für die Sanierung des Alten Elbtunnels aus dem Ruder. Statt 15 Millionen Euro kostet das Vorhaben 100 Millionen Euro, wie der SPD-Senat uns kürzlich wissen ließ. So weit, so bekannt – und so empörend.
Nun aber geht es darum, was die Kostensteigerung für die Rettung des Baudenkmals bedeutet. Soll man die Sanierung der zweiten Röhre stoppen – weil allein sie mehr als 42 Millionen Euro kosten soll? Ist es den Hamburgern noch vermittelbar, so viel Geld für eine olle Tunnelröhre hinzublättern, zumal sie nicht von allzugroßer Bedeutung für den Verkehr ist und es ja bald mit der Oströhre eine fertig sanierte Röhre geben wird? Ist es nicht besser, Teil zwei der Sanierung abzublasen?
CDU und Grüne meinen Nein. Und sie haben recht. Was die Infrastruktur angeht, hat die chronische Aufschieberitis nötiger Sanierungen und Instandsetzungen alles immer noch schlimmer gemacht. Es ist am Ende immer teurer, ein Bauwerk oder eine Straße erst zu reparieren, wenn sie stark verfallen sind. Das hat der Senat nun auch in Sachen Alter Elbtunnel eingeräumt. Eine weitere Verschiebung der Sanierung birgt das Risiko neuer Kostensteigerungen. Und: Ohne Sanierung ist die Weströhre bald gar nicht mehr nutzbar.
Also kann es nur heißen: Macht es jetzt! Zumal die Zinsen historisch niedrig sind. Aber lasst euch beim Rechnen helfen! Zugleich sollte man prüfen, ob aus dem Tunnel nicht mehr Einnahmen zu generieren sind, um die Sanierung zu bezahlen.
Man könnte eine Art Seehofer-Maut erwägen, durch die Hamburger Pendler, die den Tunnel als Radler oder Fußgänger nutzen, nur moderat per Dauerkarte belastet werden – zugleich aber für die (touristische) Besichtigung Eintritt verlangen. Darüber sollte man zumindest nachdenken. Die Weströhre vollends verfallen zu lassen – das kann jedenfalls nicht die Lösung sein.