Ist das Schönreden einer Niederlage gerechtfertigt? Zumindest Frank Rost ist überzeugt, man solle das Spiel gegen die Bayern nicht „glorifizieren“.
Schon zu seiner aktiven Zeit gab es nur eines, was Frank Rost mehr hasste als Gegentore: das Schönreden einer Niederlage. Dann krauste sich seine Stirn – und der HSV Torhüter wurde böse. Richtig böse.
Daher kann es nicht überraschen, dass Rost die positive Stimmung beim HSV nach dem 1:4 gegen die Bayern nervt. Eine klare Niederlage dürfe man doch nicht „glorifizieren“, sagte er bei Sky. Und natürlich hat Rost mit seiner Defizit-Analyse recht. Der HSV kassierte die Gegentreffer 69 bis 72, so viel wie kein anderes Team. Und wieder ließ der Angriff die nötige Durchschlagskraft vermissen, kein Wunder angesichts der verkorksten Personalpolitik, gipfelnd in den Wintertransfers Ola John und Ouasim Bouy.
Und doch wäre zu diesem Zeitpunkt die Abrechnung inklusive Schuldzuweisungen in Team und Umfeld der falsche Weg. In Mainz und in den dann hoffentlich folgenden Relegationsspielen geht es nur noch darum, den Gau des HSV, den Abstieg, abzuwenden. Ein Bergsteiger, der die falsche Route gewählt hat, darf auch keine Energie daran verschwenden, wie ihm dieser Fehler unterlaufen konnte, sondern muss sich auf ein glückliches Ende seiner Mission konzentrieren. Und an sich selbst glauben.
Diese Eigenschaft ist nun auch beim HSV gefragt, inklusive Hoffen auf Schützenhilfe aus Schalke und Hoffenheim. Dann allerdings muss der Verein die schwerste Krise seiner Bundesliga-Historie schonungslos aufarbeiten, selbst wenn die Rettung noch gelingen sollte. Der Klassenerhalt würde an dem Saison-Prädikat Desaster nichts ändern. Bis dahin heißt es: positiv denken!