Die Umweltsenatorin muss die Mülltrennung durchsetzen
Man stelle sich doch mal folgende Frage: Wenn Sie damit Geld sparen, es bequemer haben und gleichzeitig etwas Gutes für die Umwelt tun können – machen Sie es dann? Die Antwort ist nur scheinbar eindeutig. Denn obwohl es teurer und umweltschädlich ist, gibt es noch Hunderttausende Haushalte in Hamburg, in denen der Müll nicht getrennt wird. Und Rohstoffe werden verbrannt statt wiederverwertet.
Das ist umso absurder, weil es seit mehr als drei Jahren eine Verordnung gibt, die das Aufstellen von Bio- und Altpapiertonnen vorschreibt. Allerdings wird diese Vorschrift von vielen Hauseigentümern einfach ignoriert. Folgen hat das keine, denn Sanktionen gibt es nicht. Kein Wunder also, dass Hamburg seine Recycling-Ziele klar verfehlt.
Dabei sind nicht die Eigenheimbesitzer das Problem, die in ihrer überwiegenden Zahl den Müll schon aus Kostengründen trennen. Die Verweigerer sind in der Regel Eigentümer von Mehrfamilienhäusern. Finanziell spielt Mülltrennung für sie keine Rolle, denn die Gebühren werden ohnehin zu 100 Prozent von den Mietern getragen. Und die wiederum haben keine Handhabe: Sie können ihre Vermieter nur bitten, aber nicht zwingen.
Die Stadtreinigung trifft auch keine Schuld. Nur zu gern würde das städtische Unternehmen die Mülltrennung durchsetzen, und sei es unter Androhung von Bußgeldern. Doch Umweltsenatorin Jutta Blankau hat sie zurückgepfiffen – aus Rücksicht auf die Wohnungsunternehmen, die sie für das ehrgeizige Wohnungsbauprogramm braucht. Doch spätestens jetzt gehen ihr die Argumente aus. Wenn sogar der Verband der Norddeutschen Wohnungsunternehmen, deren Mitgliedern fast ein Drittel der Hamburger Wohnungen gehört, nichts gegen Zwangsmaßnahmen einzuwenden hat, muss auch Blankau endlich umdenken.
Sie ist nicht nur Bau-, sondern auch Umweltsenatorin. Sie verantwortet, dass Zigtausende Tonnen Biomasse, Verpackung, Plastik und Papier erst in den Hausmülltonnen und dann in den Verbrennungsanlagen landen und vergeudet werden – in Hamburg, der „Europäischen Umwelthauptstadt 2011“. Aber das ist ja lange her...