Ein Kommentar von Kai Schiller
Es dauerte nur wenige Minuten nach dem Abpfiff des Hamburger Fußballfestes gegen Dortmund, ehe ein nicht ganz ernst gemeinter Witz in den sozialen Netzen die Runde machte: „Nur noch 16 Punkte bis zur Europa League“, zwitscherte da ein euphorisierter HSV-Fan bei Twitter – und hatte die Lacher auf seiner Seite.
In der analogen Welt weiß natürlich jeder, dass sich derartige Träumereien verbieten. Das 3:0 gegen Dortmund war ein Fußballleckerbissen, auf den die nicht gerade erfolgsverwöhnten Anhänger lange Zeit warten mussten. Doch bei allem verständlichen Jubel über den herbeigesehnten Erfolg sollte auch allen Verantwortlichen klar sein, dass sich nicht nur europäische Utopien verbieten, sondern auch das verfrühte Ende des Abstiegskampfs.
Vor den „Wochen der Wahrheit“ mit den Kellerduellen gegen Bremen, Frankfurt, Nürnberg, Stuttgart und Freiburg steht der HSV noch immer auf einem Relegationsplatz, ist also noch weit entfernt von der erhofften Rettung. Nur wenn die Hamburger auch nach der irgendwann abflauenden Euphorie um Neu-Trainer Mirko Slomka ihr Potenzial ausschöpfen, werden auch in der kommenden Saison Fußballfeste in der Bundesliga gegen Dortmund möglich sein.
Ein kritischer Gedanke zum Schluss: Natürlich darf man Fünf-Sterne-Fußball wie gegen Dortmund nicht jede Woche erwarten. Aber warum hat es diese offenbar ja doch nicht so unfähige Mannschaft in den vergangenen drei Monaten eigentlich nicht geschafft, in ähnlicher Form zu kämpfen, zu kratzen und zu beißen? Eine erhellende Antwort darauf ließ sich nicht mal bei Twitter finden.