Salafisten träumen vom Kalifat im Klassenzimmer. Höchste Zeit für Widerstand
Die Nachrichten müssen verstören. Offenbar werben Islamisten an staatlichen Schulen in Hamburg mit massivem Druck neue Anhänger. Ein behördeninternes Papier listet Fälle auf, die alarmieren: Es gibt Einrichtungen, in denen Radikale auf den Schulhöfen regieren und ihre beschränkte Sicht auf Gott und die Welt zum Maß aller Dinge machen: Sie zwingen Mädchen ein Kopftuch auf, sie verbieten ihnen das Schwimmen, das Tanzen, das Spielen. Sie hoffen auf ein Kalifat im Klassenzimmer.
An den Rändern der Stadt, wo der Hamburger ungerne genau hinschaut und hinhört, franst die demokratische Grundordnung aus. Wo aber Parallelgesellschaften toleriert werden, wuchert rasch die Intoleranz.
Natürlich sind es Einzelfälle. Und es sind Einzelfälle einer radikalen wie radikalisierten Minderheit, die eben nicht die Mehrheit muslimischer Einwanderer stellt. Aber auch wenn es wenige sind, geht von ihnen eine doppelte Gefahr aus – für die freiheitliche Gesellschaft und für die Integration. Die Salafisten hintertreiben nicht nur die Integration der Zuwanderer in Deutschland, sie versuchen aktiv, diese zu desintegrieren. Durch ihr radikales Tun schaden sie vielen Muslimen, die plötzlich von den Vereinfachern an den Stammtischen wieder an den Rand gedrängt und mit Vorurteilen konfrontiert werden.
Daher sollten Christen, Atheisten und Muslime gemeinsam auf die Herausforderung der Extremisten reagieren. Viel zu lange war es viel zu vielen egal, was in den Brennpunkten passiert: Man hielt es für Toleranz, über das Treiben von Salafisten und religiösen Eiferern hinwegzusehen. Man hielt es für eine Marotte, wenn plötzlich kaum noch Mädchen im Schwimmunterricht erschienen. Man hielt es für ein nicht zu änderndes Ärgernis, wenn das Recht der Straße und der Scharia das Grundgesetz verdrängten. Und man hielt es für Religionsfreiheit, wenn Imame Hass predigten. Ob Sozialarbeiter, Lehrer oder Stadtteilpolitiker, sie alle wussten um die Probleme, aber fürchteten, missverstanden zu werden, als intoleranter Kleingeist oder Nestbeschmutzer dazustehen. Keiner möchte Beifall von der falschen Seite, von Rassisten, Ausländerfeinden und Ewiggestrigen bekommen. Dieser Beifall ist Gott sei Dank in Deutschland in den vergangenen Jahren dünn geworden – er vermag aber trotzdem das Schweigen der Anständigen immer noch zu übertönen.
Dieses Schweigen der Mehrheit ist das wahre Problem. Wer Augen und Ohren verschließt, ist kein toleranter Zeitgeistler, sondern Wegbereiter der Intoleranz. Gerade die Hamburger sollten aus der jüngsten Geschichte gelernt haben, wohin religiöser Fanatismus führen kann. Den Angriff auf Amerika am 11. September 2001 verübten radikale Muslime, von denen einige zuvor lange in Harburg gelebt hatten. Die zehnköpfige Terroristengruppe, die 2009 zum militärischen Training in ein Terrorcamp nach Pakistan reiste, um den „Heiligen Krieg“ in die Welt zu tragen, heißt verniedlichend nur die „Hamburger Reisegruppe“. Ihre Mitglieder radikalisierten sich erst in der Hansestadt, angeworben in Moscheen oder unter Kollegen. Der hessische Innenminister berichtete jüngst von vier Gotteskriegern, die Salafisten direkt auf Schulhöfen rekrutiert hatten. So abwegig ist die Gefahr der Extremisten im Klassenzimmer also nicht.
Das interne Papier aus der Schulbehörde muss nun in Hamburg die breite Öffentlichkeit finden, die es verdient. Nur so fällt Licht auf die verdrängten Dunkelfelder, nur so wächst der Mut der durch religiöse Eiferer Unterdrückten, nur so entsteht Widerstand gegen Islamisten. „Wehret den Anfängen“, lautet die richtige und wichtige Reaktion, wenn sonst Extremisten ihre Intoleranz ausleben. Wehret den Anfängen, das gilt auch hier. Die Zeit des Wegschauens ist vorbei.