Die Politik muss Konsequenzen aus Abi-Rangliste ziehen
Die Veröffentlichung einer Liste von Abiturnoten an den Hamburger Schulen ist zweischneidig – besonders wenn sie wie jetzt wenige Wochen vor der Anmelderunde für die fünften Klassen kommt. Einerseits mag sie von Eltern als Qualitäts-Ranking missverstanden werden. Das ist deshalb vielfach ein Missverständnis, weil eine Schule mit einem sozial schwachen Einzugsgebiet und einer schwierigen Schülerschaft eine sehr viel größere pädagogische Leistung vollbringen muss, um die Jugendlichen zu einem – wenn auch mäßigen – Abitur zu führen, als ein Vorzeigegymnasium mit lauter kleinen Leistungsträgern aus bildungsnahen Elternhäusern.
Gute Durchschnittsnote = gute Schule, schwache Abiturnote = schlechte Schule – diese Gleichungen funktionieren so pauschal nicht. Auf der anderen Seite bietet die Aufstellung den Eltern, zusammen mit anderen Informationen, bei der Schulwahl wertvolle Hinweise. Entscheidend ist, sie richtig zu lesen und einzuordnen.
Dass Stadtteilschulen in aller Regel schlechter abschneiden als Gymnasien, ist keine Überraschung. Und einige von ihnen – allen voran die preisgekrönte Max-Brauer-Schule – können mit den Gymnasien leistungsmäßig durchaus mithalten. Dennoch werfen die Ergebnisse erneut ein Schlaglicht auf den Befund, den schon die Vorstellung der Studie „KESS 13“ vor einigen Monaten ergab: Viele Stadtteilschulen sind noch nicht so leistungsfähig, wie sie es sein sollten, um eine wirklich starke zweite Säule im Hamburger Schulsystem zu bilden. Es gibt zu viele Standorte mit zu wenigen leistungsstarken, gymnasial empfohlenen Schülern. Dies dürfte die Liste mit den Abitur-Durchschnittsnoten eher noch zementieren. Hinzu kommt die Inklusion, die etliche Schulen vor Probleme stellt.
Starke Stadtteilschulen aber, die den Bildungsweg auch für Spätzünder zunächst offen halten und benachteiligte Schüler zum Abitur führen, sind entscheidend wichtig für das Schulsystem. Schulsenator Ties Rabe hat bereits einige Verbesserungen für die Stadtteilschulen angeschoben. Sie wirklich zu einem Erfolgsmodell zu machen gehört zu seinen größten politischen Herausforderungen.