Technik allein kann solche Katastrophen wie den Unfall mit zwei Toten auf der A7 nicht verhindern

Zwei Tote, zwei total zerstörte Autos. Das Bild, das sich den Rettungskräften in der vorvergangenen Nacht auf der A7 bei Garlstorf bot, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Ein Geisterfahrer war nachts über viele Kilometer in die falsche Richtung gerast, hat am Ende einen unbeteiligten Autofahrer mit aus dem Leben gerissen. Und alle fragen sich nun: Wie konnte das passieren?

Um die 2000 gemeldete Falschfahrten gibt es auf deutschen Autobahnen jedes Jahr, bis zu 80 schwere Unfälle sind die Folge – jeder sechste davon tödlich, wie die Bundesanstalt für Straßenwesen bilanziert. Die Typologie der Geisterfahrer ist vielschichtig, sie reicht vom Jugendlichen in Feierlaune, der am Wochenende zu tief ins Glas schaut, bis zum desorientierten Senioren, der eigentlich längst seinen Führerschein hätte abgeben müssen. Und dann sind da noch jene, die – oft unter schweren Depressionen – mit dem Leben hadern und sich mehr oder weniger bewusst in den Gegenverkehr stürzen, ohne irgendeine Rücksicht zu nehmen auf andere.

Wer nun dafür plädiert, alle Autobahnauf- und -abfahrten schleunigst so umzurüsten, dass Falschfahrten vom Verursacher eher bemerkt werden, liegt zwar richtig – muss aber wissen, dass damit wohl nur jene Fälle zu verhindern sind, die auf tatsächliche Orientierungslosigkeit, etwa bei Übermüdung oder anderweitig getrübten Sinnen, zurückzuführen sind. Hat sich jedoch jemand in ausdrücklicher Suizidabsicht in den Gegenverkehr aufgemacht, helfen Blinklichter und Warnschilder wenig. Einzig eine mechanische Sperre, die bei erkannter Falschfahrt aus der Fahrbahn schnellt, könnte dann noch ein wirksames Hindernis sein.

Mindestens so wichtig wie derartige bauliche Maßnahmen bleibt der Mensch. Es ist die Aufgabe eines jeden zu erkennen, ob Freunde, Partner, Kinder, Eltern oder auch Unbekannte mental auf der Höhe sind, wenn sie mit dem Auto fahren. Wer immer merkt, dass jemand nicht mehr hinters Lenkrad gehört, muss handeln.

Selbst wenn dadurch nur ein einziger tödlicher Unfall vermieden werden könnte – es hätte sich schon gelohnt.