Anwohner heißen Asylbewerber willkommen
Sie fliehen vor Bürgerkriegen, vor politischer Verfolgung oder vor wirtschaftlicher Not. Egal, woher die Motivation rührt, die Heimat zu verlassen – die Flüchtlinge, die zurzeit vermehrt in Hamburg Zuflucht suchen, eint die Sehnsucht nach einem weniger sorgenvollen Leben. Das ist menschlich verständlich. Man mag sich erregen, dass beispielsweise Familien aus Südosteuropa – von Schleppern gelotst – glauben, einen Anspruch zu haben, hier ein Dasein abseits materieller Not führen zu können, unterstützt vom Staat, ohne in der Heimat politisch verfolgt gewesen zu sein. Aber jetzt sind diese Familien hier, und Hamburg hat die Pflicht, sich vorübergehend um sie zu kümmern.
Hamburg – das ist aber nicht nur die Stadt mit ihren professionellen Dienstleistern und Hilfsangeboten. Das sind auch wir: Menschen, denen es im Vergleich zu denen, die ihr Zuhause verlassen haben, gut geht. Die behütet aufwachsen und in Freiheit leben können. Um die sich automatisch der Staat kümmert, wenn es anders nicht mehr geht. Und jetzt können wir ein wenig davon zurückgeben. Wie die Menschen in Lokstedt, in deren Nachbarschaft eine Notunterkunft eröffnet wird. Mehrere Hundert sind zu einem Anliegertreffen gekommen, um sich zu informieren, aber auch, um Hilfe anzubieten.
Zuletzt hatten Nachbarschaftsinitiativen eher für negative Schlagzeilen gesorgt mit Protesten oder Klagen gegen die Erweiterung einer Kita, die Einrichtung eines Hospizes oder die Eröffnung einer Notunterkunft. Protest gegen das Camp bei Hagenbeck gibt es auch, aber es überwiegt die menschliche Geste. Was diesen Fall von anderen unterscheidet, ist auch, dass die Behörden Anwohner frühzeitig informieren, versuchen, Sorgen zu nehmen und Verständnis zu schaffen. Menschen, die sich gegen ein Sozialprojekt wehren, sind nicht automatisch unsozial. Sie zu informieren und mitzunehmen hilft oft Ängste und Vorurteile abzubauen.
Die Bewohner des Containerdorfes leben arg beengt, es gibt für sie weder Arbeit noch Perspektive und kaum eine Chance auf Teilhabe. Langeweile, Enttäuschung, Ärger werden aufkommen. Frust könnte in Gewalt münden. Das zu verhindern ist jetzt die Hauptaufgabe der Behörden.