Das Tennisturnier hat eine Chance – aber nur ohne Zwist
Diskussionen über die Zukunft begleiten das Tennisturnier am Rothenbaum seit vielen Jahren. Als Michael Stich 2009 seinen Job als Turnierdirektor antrat, war der Traditionsveranstaltung von der mächtigen Herrentennis-Organisation ATP gerade der Status als wichtigstes Weltevent hinter den vier Grand-Slam-Turnieren aberkannt worden. Weil damit die Topstars nicht mehr zum Start verpflichtet waren und die Verlegung vom Mai in den Juli Zuschauer kostete, rechneten viele schon mit dem Ende von Weltklasse-Tennis in Hamburg.
Stich und sein Team haben jedoch nie aufgegeben, sondern angegriffen. Das Turnier hat sich kontinuierlich entwickelt, nicht nur infrastrukturell, sondern auch sportlich; in diesem Jahr schlägt mit Roger Federer sogar wieder einer der Topstars auf. Viel wichtiger ist aber, dass mittlerweile alle am Turnier beteiligten Parteien den Eindruck hinterlassen, für seinen Erhalt kämpfen zu wollen – auch nach 2018, wenn die ATP ihre Verträge überprüft.
Sogar der Streit zwischen Stich und dem Deutschen Tennis-Bund, der zu Jahresbeginn darin gipfelte, dass sich der Verband ohne Absprache mit dem Veranstalter für eine Umgestaltung des Turniers von Sand auf Rasen bewarb, ist eingedämmt. Mit Erfolg hat die Stadt zwischen den streitenden Parteien vermittelt.
Die Stadt fordert eine stete Weiterentwicklung der Sportveranstaltungen, die zu den Top Ten und damit förderungswürdigen Events im Jahreskalender gehören wollen. Für alle Beteiligten gilt: Stillstand ist nicht Rückschritt, sondern das Ende. Da hilft auch der Verweis auf die Tradition eines Turniers nicht weiter, das in diesem Jahr seine 107. Auflage erlebt. Positive Geschichten, fordert Sportamtsleiter Thomas Beyer, sollen Hamburgs Sportveranstalter liefern. Im deutschen Herrentennis, das seit Langem in der Nische verschwunden ist, ist das nicht einfach, aber in diesem Jahr ist es den Rothenbaum-Machern rundum gelungen.
All jenen, die seit Jahren fragen, ob der Rothenbaum eine Zukunft hat, sei deshalb geantwortet: Ja, unbedingt! Wenn alle Parteien gemeinsam darum kämpfen, dann wird dieses Turnier auch nach 2018 Bestand haben.