Die Gewalt gegen Christen ist ein globales Problem.
Es gibt diese kurzen besinnlichen Momente beim Jahreswechsel, die ein wenig Hoffnung in uns keimen lassen, dass es in der Welt vielleicht doch ein wenig friedvoller zugehen mag, als uns die vielen Nachrichten über sinnlose Gewalt weismachen wollen. Der Selbstmordbomber vor der christlichen Kirche im ägyptischen Alexandria hat diese Hoffnung zunichtegemacht, kaum dass dieses neue Jahr 2011 eine Chance auf einen unbeschwerten Start bekommen hätte.
Der Anschlag führt uns vor Augen, was viele gern verdrängen möchten: Es sind Christen, die weltweit die größte Gruppe stellen unter den Menschen, die wegen ihrer Religion bedroht sind. In Saudi-Arabien dürfen sie keine Gottesdienste feiern; in Indien und in Nigeria entlädt sich immer wieder gewalttätiger Hass gegen sie; in China droht ihnen Verfolgung außerhalb der kontrollierten Staatskirche. Viele traditionell-muslimische Länder bestrafen den Wechsel vom Islam zum Christentum mit dem Todesurteil. Gewalt gegen Christen ist ein globales Problem.
Selbst wenn die Regierungen in Ägypten und in anderen nicht christlichen Ländern die Neujahrs-Forderung des Papstes erst nehmen würden, das Leben der Christenminderheit in ihrem Land besser zu schützen, stünden sie vor einem unlösbaren Problem. Letztlich kann niemand fanatische Terroristen wirkungsvoll stoppen. Wer sich gleich selbst mit wegbombt, um Andersgläubige zu vernichten, wird sich nicht durch drastische Strafandrohungen davon abbringen lassen.
Der Schutz religiöser Minderheiten kann auch nicht allein zu einem Problem der Sicherheitsorgane erklärt werden. Nirgendwo lassen sich sämtliche Kirchen, Moscheen, Tempel oder Synagogen mit garantierter Sicherheit schützen. Und die im Zuge fanatischer Gewalt oft reflexhaft folgende Gegengewalt ist schon gar keine Lösung, sondern meist nur neuer Antrieb für eine sich verstärkende Gewaltspirale.
Es gibt am Ende nur einen Weg aus dem Terrorkrieg der Religionen. Auch die Christen mussten ihn in 2000 Jahren unter Schmerzen erst lernen: die Toleranz Andersgläubigen gegenüber. Das fällt schwer, wenn neue Opfer zu beklagen sind. Aber in allen Weltreligionen gibt es die Aufforderung, den Feind zu lieben. Das ist viel verlangt. Aber nur wer sich damit anfreundet, kann Rache und Gewalt eindämmen.