Deutschland ist von Attraktivität für Fachkräfte weit entfernt.
Hoch qualifizierte Fachkräfte verlassen ihre Heimat, wenn sie sich dort nicht weiterentwickeln können, wenn sie vielleicht sogar arbeitslos sind - oder wenn sie aus der Ferne ein unwiderstehliches Angebot bekommen. Deutschland leidet nach übereinstimmenden Aussagen von Politikern und Wirtschaftsverbänden unter akutem Fachkräftemangel, der sich in den kommenden Jahren wegen der Überalterung der Gesellschaft und mangels Nachwuchses noch dramatisch verschärfen soll. Und wie sieht das Angebot aus, das wir an die Ingenieure und Wissenschaftler dieser Welt senden?
Der konservative Teil des politischen Spektrums möchte zwar die Fachkräfte, aber keine aus fremden Kulturkreisen - etwa Moslems - und am liebsten auch ohne Familie. Der linke Flügel mag zwar fremde Kulturen, fremdelt dafür aber mit jeder Art von Technik jenseits von Windmühlen. Beide Fraktionen liefern sich seit Jahren einen ebenso überflüssigen wie fruchtlosen Streit darüber, ob man Deutschland nun ein Einwanderungsland nennen soll oder nicht, und neuerdings über den Erfolg oder Misserfolg von Multikulti.
Einmal davon abgesehen, dass es für beide Begriffe ohnehin keine wissenschaftlich exakte Definition gibt, sondern Menschen schon immer wanderten und mehr oder weniger geglückt zusammenlebten, trägt diese typisch deutsche Haarspalterei keinen Deut zur Lösung des Problems bei.
Wenn sich der potenzielle Kandidat in der Ferne dann noch genauer mit Deutschland beschäftigt, wird er feststellen, dass die Landessprache schwierig ist, die bürokratischen Zäune hoch sind und die Nettoverdienste im internationalen Vergleich niedrig. Und dass dieses merkwürdige Volk, das der Welt so manchen technischen Fortschritt beschert hat, momentan nicht einmal einen Bahnhof reibungslos umgebaut bekommt. Warum also Deutschland und nicht gleich die USA, Großbritannien oder auch die aufstrebenden Wirtschaftsmächte Indien oder China?
Immerhin zeichnet sich mit der geplanten großzügigeren Anerkennung ausländischer Abschlüsse ein Silberstreif am Horizont ab. Denn wer seine Märkte durch möglichst hohe Hürden abschottet wie einst mittelalterliche Zünfte, muss sich nicht wundern, wenn niemand kommt. Ein großzügiges Angebot ist das aber noch lange nicht. Im Gegenteil ist es bisher noch so, dass es oft unsere einheimischen Fachkräfte sind, die mangelnde Entwicklungschancen sehen und ihr Glück im Ausland suchen.