Es gibt eine außerparlamentarische Große Koalition für Kultur
Mit dem aparten Slogan "Bildung fängt mit B an" hatte die Spaß-"Partei" in Hamburg vor einigen Jahren viele Lacher auf ihrer Seite.
Heute dürfte insbesondere der tatsächlich in Hamburg regierenden CDU dieses Lachen im Hals stecken bleiben. Denn was sie sich, in überraschender Gemeinsamkeit mit den Grünen, an Spar-Einschnitten im Kulturbereich ausgedacht hat, verprellt eine wichtige, klassische Stammklientel dieser konservativen Partei. Jenen Teil der Bevölkerung, für den Bücher keine Regal-Deko sind, die man ungelesen nach Farbe und Größe kauft und einsortiert. Menschen aller Altersklassen und sozialen Schichten, die Museen lieben, weil man in ihnen jung bleiben und mit ihnen alt werden kann. Die süchtig sind nach dem Erlebnis Theater, denen bei guter Musik das Herz aufgeht und die im Kino vor Rührung weinen können.
Dass gediegene Elbchaussee-Hanseaten bei der Eröffnung des Theaterfestivals im Thalia ebenso stolz einen "Ich bin das Schauspielhaus"-Button am feinen Tweedsakko trugen wie die Kreativ-Twentysomethings beim Protest-Flashmob vor den ängstlich verschlossenen Türen der planlosen Kulturbehörde, zeigt: Es gibt eine außerparlamentarische Große Koalition in der schwarz-grün regierten Stadt. Einen Konsens jener Bürger, die empört und fassungslos sind, weil kulturignorante Politiker das, was andere mit den Händen und privatem Geld aufbauten, mit einem anderen Körperteil gedankenlos wieder einreißen wollen. Hamburgerinnen und Hamburger, für die Bildung mit einem K für Kultur beginnt.