Hamburg/Kopenhagen.

Nach der Experten-Empfehlung für einen Heringsfangstopp in der westlichen Ostsee hat der Deutsche Fischereiverband vor dem Aus der Branche in der Region gewarnt. "Dann würden die Strukturen wegbrechen", sagte der Pressesprecher des Verbandes, Claus Ubl, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) empfahl am Freitag für das Jahr 2022 einen Fangstopp für den Hering in der westlichen Ostsee. Neben dem Dorsch ist der westliche Hering die wichtigste Fischart für die deutsche Ostsee-Fischerei. Beide Bestände sind seit langem stark unter Druck. Verbindlich entschieden wird über die Fangquoten auf politischer Ebene im vierten Quartal des Jahres durch den EU-Ministerrat und soweit Drittländer betroffen sind, im Gespräch mit den jeweiligen Regierungen. Die Einschätzung der Experten gilt dafür aber als Grundlage.

Ubl kritisierte eine Schieflage bei den Fangbeschränkungen für den Hering. Während die Fangmengen in der westlichen Ostsee in den letzten Jahren um über 90 Prozent gesenkt worden seien, sei die Reduzierung in den Fanggebieten Kattegat, Skagerrak und östliche Nordsee deutlich geringer. "So kann sich der Heringsbestand natürlich nicht erholen", sagte Ubl. "Es wird Zeit, dass da ein vernünftiges Verhältnis hergestellt wird."

Die ICES-Empfehlung für den westlichen Dorsch wurde aus technischen Gründen in den September verschoben, doch auch hier wird es wohl keine positiven Überraschungen geben, denn die lange Zeit überfischte Population erholte sich zwar zuletzt wieder, bringt aber seit 2017 nur noch wenig Nachwuchs hervor, wie der deutsche Experte im zuständigen Gremium des ICES, Christopher Zimmermann vom Thünen-Institut für Ostseefischerei, erklärt. Um den östlichen Dorsch stehe es sogar so "hundsmiserabel", dass es nur noch darum gehe, den Bestand vom Verschwinden zu retten.

© dpa-infocom, dpa:210528-99-779788/2