Hamburg. Deutschlands größte Nachrichtenagentur dpa bringt am Hamburger Mittelweg historisches Ambiente und Moderne zusammen.
In einer historischen Villa im Hamburg-Rotherbaum entsteht die Arbeitswelt der Zukunft: Die Deutsche Presse-Agentur, kurz dpa genannt, entwickelt ihren Konzernsitz in der in den 1860er-Jahren gebauten Villa (sie soll früher einmal als Bayerische Gesandtschaft gedient haben) am Mittelweg 38 zu einem modernen Campus.
Wer die Villa betritt, läuft auf eine Wand aus Pflanzen zu. In dem mit prunkvollem Stuck verzierten Treppenhaus wächst an einer Wand saftiges Grün vom Boden bis zur Decke. Eine gelungene Mischung aus Gestern und Morgen, aus Verspieltheit und Nüchternheit, Hightech und Natur empfangen den Besucher.
Seit 1952 ist die Deutsche Presse-Agentur hier zu Hause. Von hier aus gingen Eilmeldungen wie die von der Landung auf dem Mond, vom Fall der Mauer, von der deutschen Wiedervereinigung oder vom Anschlag auf das World Trade Center an alle deutschen Zeitungen.
Die dpa beschäftigt in Hamburg 350 Mitarbeiter
Auch wenn die zentrale Nachrichtenredaktion von dpa 2010 nach Berlin umgezogen ist: In der Villa und den umliegenden Gebäuden arbeiten heute Management, Online-Produktion, der Landesdienst Nord für die Berichterstattung über Hamburg und Schleswig-Holstein, die zentrale Technik des Konzerns und viele weitere Bereiche. Kurz: Die Deutsche Presse-Agentur beschäftigt in Hamburg mit etwa 350 Mitarbeitern ebenso viele wie in Berlin.
Bereits seit einigen Jahren war für dpa klar: Die Villa muss renoviert und technisch ins neue Jahrtausend gehoben werden. Doch wie sollte das im vollen Arbeitsbetrieb funktionieren? Die Pandemie und das Homeoffice-Gebot boten im März 2020 unerwartet die Chance. Die dpa engagierte eine Beratungsfirma (für „identitätsstiftende und nachhaltige Gebäude, Prozesse und Arbeitswelten“), befragte die Mitarbeiter, wie sie in Zukunft gern arbeiten möchten, und entwickelte ein Leitbild: Die neuen Räume sollten zeigen, was die dpa macht, sie sollten Freude machen und die Kommunikation fördern. Mit „Raumpaten“ aus den verschiedenen Abteilungen wurden die neuen Arbeitswelten gestaltet. Führungskräfte gehörten übrigens in der Regel nicht zu den Raumpaten.
30 Prozent der Arbeitsplätze sind verschwunden
Vor der Pandemie, das räumt dpa-Geschäftsführer Peter Kropsch freimütig ein, sei er beim Thema mobiles Arbeiten eher skeptisch gewesen: „Wir haben das eher restriktiv gehandhabt. Ich war überrascht, wie gut und reibungslos das alles geklappt hat, als wir alle am Anfang der Pandemie nach Hause geschickt haben.“ Heute möchte Kropsch den Firmensitz nicht mehr durch Anwesenheitspflichten definiert wissen: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen rein, wenn sie wirklich Kollegen treffen und mit ihnen vor Ort arbeiten möchten.“
In den neu gestalteten Räumen gibt es nur noch 70 Prozent der ursprünglichen Arbeitsplätze. Mitarbeiter können sich in ihren Bereichen per App bei Bedarf einen Schreibtisch buchen. Persönliche Dinge sowie Bluetooth-Tastatur, Funkmaus oder auch das Notebook können in abschließbaren Schränken untergebracht werden. Im Kern der früheren großen Nachrichtenzentrale sind nun unterschiedlich große Konferenzräume und kleine, abgeschlossene Arbeitsräume (Fokusräume genannt) eingebaut. Sie stehen wie gläserne Container frei in der Mitte des großen Raumes.
Das Erdgeschoss der Villa ist bereits komplett erneuert. Als Nächstes wird die Management-Zone im ersten Obergeschoss folgen. Auch hier wird es keine eigenen Büros und persönlichen Schreibtische mehr geben – nicht einmal für den Geschäftsführer. Stattdessen: Konferenzräume, Gemeinschaftsbüro und eine Bibliothek mit Arbeitsmöglichkeit. 2023 soll die Einführung der neuen Arbeitswelten in der Villa laut Geschäftsführer Kropsch abgeschlossen sein. Die Zukunft zieht ein – pünktlich zum stolzen Geburtstag: 2024 wird die größte deutsche Nachrichtenagentur 75 Jahre alt. Und Hamburg soll Vorbild sein – für alle anderen Standorte der dpa.