Berlin. Disneys neuer Weihnachts-Animationsfilm führt nach acht Jahren wieder nach Polynesien. Die Superkraft der Titelheldin: Empathie.
Für alle Eltern mit Kindern im „Die Eiskönigin“-Alter war Disneys Weihnachtsfilm im Jahr 2016 eine echte Erlösung. Denn Anna, Elsa und der sprechende, wahlweise singende Schneemann Olaf wurden abgelöst von einer weiblichen Heldin, die sich eben nicht dick eingemummelt im Schnee die Seele aus dem Leib sang und heraufbeschwor, doch endlich loszulassen. Nein, in „Vaiana“ stand eine jugendliche Heldin im Mittelpunkt, die auf der kleinen polynesischen Insel Motuni gemeinsam mit dem Halbgott Maui ein Riff überwinden musste, um als geborene Anführerin ihr Volk vor einer Hungersnot zu bewahren. Ganz ohne Schnee. Und die eben keine Prinzessin war. Sondern eine ganz normale Teenagerin mit Führungsqualitäten. Und einem verrückten Huhn, Hei Hei und einem Schwein, Pua, als beste Freunde.
Jetzt, acht Jahre und eine gescheiterte Serienidee später, kommt die Fortsetzung. „Vaiana 2“. Wieder mit der titelgebenden Heldin, nur eben dem Handlungssprung entsprechend drei Jahre älter, wieder mit ihren besten Freunden, dem Huhn und dem Schwein, wieder mit Maui und einer Personalerweiterung. Ihre kleine Schwester Simea bindet sie eigentlich an ihr Zuhause, doch ihr Abenteuerdurst und vor allem ihr Draht zu den Ahnen zieht sie erneut hinaus aufs Meer. Diesmal nicht alleine, sondern mit einem Crewupgrade – dem Chronisten des Dorfes, der Bootsbauerin und dem mürrischen Dorf-Bauern, einem das Festland liebenden Nichtschwimmer.
Sie machen sich auf, um eine geheimnisvolle Insel zu finden und die verschiedenen, abgeschotteten Völker wieder zu vereinen. Meeresübergreifend und friedlich, versteht sich. Mit Hürden, so hoch wie Monsterwellen. Es ist vor allem die Hauptfigur, die die Geschichte voranbringt. Ihre besondere Verbindung zur Vergangenheit, der Erkenntnis, dass sich nur dem Wissen der Ahnen die Zukunft gestalten lässt. Eine schöne Weihnachtsbotschaft, verpackt natürlich mit der obligatorischen Musik und Songs. Diesmal nicht aus der Feder von Broadway-Hamilton-Star Lin Manuel Miranda, sondern von Emily Bear und Abigail Barlow, zwei jungen, in der Zielgruppe bekannten und beliebten Sängerinnen, die nicht nur eine frische Brise, sondern direkt frischen Wind in die Musik bringen – weil sie einfach wissen, wovon sie da singen. Vom Erwachsenwerden.
Halbgott Maui, der noch immer im Zwiegespräch mit den bewegenden Tattoos auf seiner Brust ist, bemerkt an einer Stelle ironisch, Vaiana sei noch immer keine Prinzessin. Eine Erkenntnis, die gut ist, denn Vaiana ist eben keine austauschbare Actionheldin mit Schloss und Hof, die sich nach einem Prinzen sehnt. Sie ist eine echte Anführerin, deren Superheldenfähigkeit Empathie ist. Ein echtes Vorbild für Mädchen. Und Jungs. Was es noch besser werden lässt. Und die Musik in den Ohren genervter Eltern erträglicher.
Animation USA 2024, 104 min., von David G. Derrick Jr. Ab 28.11. im Kino.