Berlin. Eine junge Frau mit vielen Problemen sucht nach Normalität. Warum „Vena“ starkes deutsches Kino ist – und welche Rolle Orchideen spielen.

Sie klammern sich aneinander, aber sie tun sich gar nicht gut: Jenny (Emma Nova) ist von Bolle (Paul Wollin) ungewollt schwanger. Aber die kurzen Momente, in denen sie einen Namen für ihre Tochter suchen oder heftigen Sex haben, werden abgelöst von Phasen, in denen sich das junge Paar wieder Crystal Meth reinpfeift oder Joints raucht.

„Vena“: Freund will keinen Entzug

Zur misslichen Situation passt, dass Jenny kurz vor ihrem Gang ins Gefängnis steht und sie das Kind nicht dem süchtigen Vater überlassen will. „Ich will wissen, wie Du bist, wenn Du clean bist“, sagt Jenny zu Bolle. Doch der will im Gegensatz zu Jenny keinen Entzug.

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Knast, Drogen, ungewollte Schwangerschaft: Chiara Fleischhacker stapelt in ihrem Debütfilm „Vena“ gleich eine ganze Menge an Problemen, und es ist nicht nur der herausragenden Hauptdarstellerin zu verdanken, dass es keinen dramaturgischen Overkill gibt.

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Diese Jenny ist einfach nur eine haltlose junge Frau auf der Suche nach Normalität. Die das Licht im Dunkel sucht wie die von ihr so liebevoll gepflegten Orchideen, die sie mit Glitzerstaub beträufelt – mit rosa lackierten Fingernägeln, pink wie ihr Lidschatten, pink wie vieles am kleinen Mädchen, das sie ja noch ist.

„Vena“: Geburt in Großaufnahme

Lisa Jilgs unruhige Kamera rückt ihr dabei nicht von der Pelle, nagelt sie fest von der Suche nach Halt bei der verständnisvollen Hebamme Marla (Friederike Becht) bis zur schmerzhaften Geburt des Kindes in Großaufnahme.

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Jenny kann nicht raus aus ihrer Haut – und Chiara Fleischhackers großes Verdienst ist es, ihre Heldin nicht zu verurteilen, sondern gleichsam mit Unbarmherzigkeit wie mit viel Wärme auf ihrem steinigen Weg zur Normalität zu begleiten. Heraus kommt starkes, junges, deutsches Kino.

Drama D 204, 105 min., von Chiara Fleischhacker, mit Emma Nova, Paul Wollin, Friederike Becht, Barbara Philip. Ab Donnerstag (28. 11.) im Kino.