Hamburg. Wanda spielt in Wilhelmsburg, 47 Museen öffnen am Reformationstag kostenlos, und auf Kampnagel steigt das „Überjazz“-Festival.

Die Reformation, sie beschert seit 2017 auch Hamburg einen neuen Feiertag und seit 2018 den Menschen dieser Stadt am 31. Oktober freien Eintritt in Museen und Ausstellungshäuser, diesmal gleich an 47 Orten. Der Kauf von Karten lohnt sich aber für das Konzert der Austro-Rocker Wanda in der Inselpark Arena und den Pianisten Matthias Kirschnereit bei seiner „Weltsprache Musik“. Zudem spielt auf Kampnagel das internationale „Überjazz“-Festival, im Lustspielhaus ein gar nicht so musikalischer Sting, und das Centralkomitee in St. Georg zeigt diese Woche einmal mehr, für welch bunte satirische Vielfalt es steht, unter anderem mit Deutschlands verrücktestem Poetry-Slammer. Außerdem feiert das MARKK Mexiko.

Wunderbarer Rock aus Österreich mit Wanda in der Inselpark Arena

Für die Fans der Wiener Austro-Rocker Wanda ist „Ende nie“, erschienen im Juni 2024, das sechste Album. Für die Band hingegen ist es ein Debütalbum. Deutlich nachdenklicher, zurückgenommener und hörbarer von den Beatles inspirierter als die Vorgänger, verarbeitet Sänger Marco Michael Wanda den Verlust seines Vaters – und den viel zu frühen Tod von Wanda-Keyboarder Christian Hummer 2022, der an einer Herzkrankheit litt. Keine schöne Zeit, die aber umso schönere Lieder wie „Wachgeküsst“ und „Bei niemand anders“ hervorbrachte. Am 30. Oktober geht es für Wanda „Weiter, weiter“ in der Hamburger Inselpark Arena. tl

Wanda Mi 30.10., 20.00, Inselpark Arena (S Wilhelmsburg), Kurt-Emmerich-Platz 10, Karten zu 58,10 im Vorverkauf; www.wandamusik.com

Klavierkonzert
Matthias Kirschnereit am Klavier. In der Laeiszhalle wird er nicht allein auf der Bühne sein. © Maike Helbig | "MAIKE HELBIG "

Der Pianist Matthias Kirschnereit serviert in der Laeiszhalle meistens Mozart

Matthias Kirschnereit, ob seiner Tätigkeit für die ostfriesischen „Gezeiten-Konzerte“ schon mal als Küstenpianist bezeichnet, ist ein feiner Musiker, in Hamburg ansässig und hat sich als Ort für eine Konzertreihe mit sämtlichen Klavierkonzerten von Mozart die Laeiszhalle auserkoren. Überschrift: „Weltsprache Musik“. Los geht es diesen Sonntag, 27. Oktober, als Matinee in C-Dur, genauer mit KV 387b und KV 467. Die beiden Werke rahmen unter dem Motto „Hamburger Schätze“ die Uraufführung von Thilo Thomas Krigars „Ode an das Meer“ ein. Es singt der Tenor Hendrik Lücke, Christian Kunert dirigiert das Hamburger Kammerorchester und den Johannes-Brahms-Chor Hamburg. vfz

„Weltsprache Musik“ So 27.10., 11.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), J.-Brahms-Platz, Tickets zu 38,- bis 62,- unter T. 35 76 66 66; www.elbphilharmonie.de

Moor Mother Camae Ayewa Konzert in Berlin Konzert von Camea Ayewa , at Haus der Berliner Festspiele Berlin Jazzfest 2023
Moor Mother ist nur eine der internationalen Künstlerinnen des Line-ups beim Überjazz auf Kampnagel © IMAGO/Votos-Roland Owsnitzki | IMAGO stock

Jazz, Pop, Avantgarde und alles was dazwischen und drum herum klingt – Überjazz

Alternativer Electro-Hip-Hop, World Classic Music, Afro Future Dance, Ambient New Age, – und irgendwo in der DNA ein Strang Jazz: Das Überjazz Festival auf Kampnagel schnappt sich gängige wie ungewöhnliche Genre-Schubladen, macht sie zu und schiebt den Schrank zur Seite: „Post-Genre-Festival“ nennt sich das Überjazz Festival auch und lädt so am 1. und 2. November ein, neue Perspektiven auf zeitgenössische Musik auszuprobieren, sowohl auf den drei Bühnen als auch davor. Eingeladen sind rund 20 internationale Künstlerinnen, Künstler und Bands, darunter Kahil El‘Zabar, Moor Mother, Another Taste, Eddie Chacon & The Zenmenn, Sven Wunder, Cole Police, Kassa Overall und Tara Clerkin Trio. tl

Überjazz Fr 1.11., Sa 2.11., jew. 19.00, Kampnagel (Bus 172), Jarrestraße 20, Tagestickets zu 69,-, Kombitickets zu 115,- im Vorverkauf; www.kampnagel.de

Andy Strauß The Dark Side of the Strauß Andreas Günter Strauß Künstler tritt auf am 07 02 2019 i
Die dunkle Seite von Andy Strauß: Der Poetry-Slammer, ein gebürtiger Ostfriese, kommt ins Centralkomitee. © IMAGO/Willi Schewski | IMAGO stock

Danziger, Enzensberger und Strauß: skurriler Querschnitt im Centralkomitee

Seinem Ruf als Haus für skurrile Comedy, Kabarett, freche Lesungen und Poetry-Slam wird das Centralkomitee in dieser Woche vollauf gerecht. Stefan Danziger, geboren in Dresden, aufgewachsen in der früheren UdSSR, später in Groß-Berlin als Stadtführer tätig und 2017 zweiter Sieger beim Hamburger Comedy-Pokal, gewährt an diesem Sonnabend, 26. Oktober, in „Mittel und Wege“ neue humorvolle Einblicke in sein 40-jähriges Leben als Ostblockkind, Verlobter und junger Vater. Am Montag (28.10.) sprechen Schriftstellerin Theresia Enzensberger sowie Moderatorin und Autorin Seyda Kurt („Radikale Zärtlichkeit“) über Schlaf, Schlaflosigkeit und Kontrollverlust. Letzteren zeigt Andy Strauß nahezu perfekt: Der wohl durchgeknallteste Poetry-Slammer der Republik ist am Reformationstag (31.10.) die personifizierte und satirisch treffende Einstimmung auf den Halloween-Wahn. str

Stefan Danziger: „Mittel und Wege“ HH-Premiere Sa 26.10. Seyda Kurt/ Theresia Enzensberger: „Meine Albträume müssen ohne mich auskommen“ Mo 28.10. und Andy Strauß: „Die dunkle Seite von Andy Strauß“ Do 31.10., jew. 20.00, Centralkomitee (U Lohmühlenstraße), Steindamm 45, Karten zu 21,- bis 27,-: www.cenralkomitee.de

Kai Magnus Sting
Kabarettist und Kriminalist: Kai Magnus Sting (46) aus Duisburg spottet mit flinker Zunge im Lustspielhaus. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Dieser Sting singt nicht, er stichelt satirisch

Noch als Jugendlicher hatte Kai Magnus Sting am Niederrhein den legendären Satiriker Hanns Dieter Hüsch kennengelernt und mit ihm ein Hörbuch („Wat willze machen“) eingesprochen. Zwar schreibt der gebürtige Duisburger inzwischen auch gern Krimis („Tod unter Gurken“) und nimmt diese auf (mit prominenten Kollegen wie Anke Engelke, Bastian Pastewka, Jochen Busse und dem Hamburger Henning Venske als Erzähler). Wenn Sting aber wie am 30. Oktober im Lustspielhaus sein neues Programm „Ja , wie? Tacheles und Wurstsalat“ auf die Bühne bringt, ist er der Viel- und Schnellspötter unter Deutschlands Kabarettisten. Dabei wirkt der Mittvierziger in Anzug und Krawatte zunächst wie ein biederer Bankangestellter. Doch aus dem Alltag schöpft Sting immer wieder neue Pointen. str

„Ja, wie? Tacheles und Wurstsalat“ HH-Premiere Mi 30.10., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 30- (erm. 20,-) bis 37,- unter T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de

Aktion #seeforfree in Hamburg
Besucherandrang: Die Kunsthalle ist am 31. Oktober bei der Aktion #seeforfree nur eines von 47 geöffneten Hamburger Museen. © picture alliance/dpa | Axel Heimken

So viel „#seeforfree“ war noch nie: 47 Hamburger Museen machen mit

Am 31. Oktober öffnen 47 Museen und Ausstellungsorte ihre Türen bei freiem Eintritt – das sind mehr Häuser als in den Jahren zuvor. Für den Aktionstag haben die Museen, Ausstellungshäuser, Lern- und Gedenkorte wieder ein umfangreiches Programm mit Führungen in verschiedenen Sprachen, Veranstaltungen für Kinder und Familien oder Mitmachaktionen zusammengestellt, um am Tag der Reformation alle Hamburgerinnen und Hamburger einzuladen und ihnen ein besonders vielfältiges Angebot zu machen. Das Achilles-Stiftung Glasmuseum, das FC St. Pauli Museum, das Film- und Fernsehmuseum Hamburg, das WasserForum in Rothenburgsort sowie das Woods Art Institute sind zum ersten Mal dabei. vfe

#seeforfree Do 31.10., ganztägig in 47 verschiedenen Häusern, Eintritt frei, Infos und Touren-Zusammenstellung unter www.seeforfree.de

Pınar Öğrenci
Künstlerin Pınar Öğrenci reflektiert im MK&G die Migrationsgesellschaft der 80er-Jahre. © Pınar Öğrenci | Pınar Öğrenci

Neu betrachtet: Bilder der Arbeiterproteste in den 1970er- und 80er-Jahren

Für ihre Reihe „Fotografie neu ordnen“ am Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) hat Kuratorin Esther Ruelfs eine junge Künstlerin eingeladen, sich unter einem besonderen Aspekt mit der Sammlung auseinanderzusetzen. Die Kurdin Pınar Öğrenci reflektiert in ihrer installativen Ausstellung die Arbeiter- und Arbeiterinnenbewegung sowie die Migrationsgesellschaft in der Bundesrepublik der 1970er- und 80er-Jahre aus heutiger Perspektive und greift auf Protestbilder des deutschtürkischen Amateurfotografen Nuri Musluoğlu zurück. Bis zum 27. April 2025 ist die Ausstellung „Pınar Öğrenci/Nuri Musluoğlu. Fotografie neu ordnen: Protestbilder“ für das Publikum geöffnet. vfe

„Pınar Öğrenci/Nuri Musluoğlu. Fotografie neu ordnen: Protestbilder“ 25.10.24–27.4.2025, Di–So 10.00–18.00, Do 10.00–21.00, Museum für Kunst und Gewerbe (U/S Hbf.), Steintorplatz, Eintritt 14,-/8,- (erm.), www.mkg-hamburg.de

„Die Sonne Mexikos“: Tanz zum Totenfest am Rothenbaum

Die Liebe zum Tanz, zu ihrem Heimatland und den damit verbundenen Traditionen eint die Mitglieder der Gruppe Sol Mexicano. Weil auch in Hamburg wie in Mexiko am 2. und 3. November „Dia de los muertos“ (Der Tag der Toten) gefeiert wird, tanzt die Folklore-Formation am kommenden Sonnabend (14.30 bis 15.15 Uhr) und Sonntag (17 bis 17.45 Uhr) zum 30. Jubiläum des wichtigen Festes im großen Hörsaal des ehemaligen Museums für Völkerkunde. Im jetzigen MARKK steigt das Mexikanische Totenfest in Kooperation mit dem Círculo Mexicano Alemán e.V. Ein vielfältiges Programm soll Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Austausch animieren, bis hin zur Musik-Performance und kulinarischen mexikanischen Köstlichkeiten. Ein echter Hingucker: die reliefverzierte Steintruhe aus dem Sammlungsbestand des MARKK im Gewölbesaal. str

Mexikanisches Totenfest Sa 2.11., 11.00–20.00, So 3.11., 11.00–18.00, MARKK Hamburg (U Hallerstraße, Bus 114 Museum am Rothenbaum), Rothenbaumchaussee 64, Eintritt 9,50/erm. 5-, (Kinder u. Jugendliche bis 18 J. frei); https://markk-hamburg.de