Berlin. Die Gewaltspirale im Nahen Osten hält an. In der Talkshow von Maybrit Illner diskutierte die Runde über schreckliche Kriegsfolgen.
Die Sorge sei groß, betonte Maybrit Illner am Donnerstagabend und verwies damit auf den Angriff des iranischen Mullah-Regimes auf Israel und eine mögliche Reaktion vonseiten Benjamin Netanjahu. Die Sendung wurde vor dem Gegenschlag Israels auf den Iran aufgezeichnet. Aktuelle Nachrichten zur Lage im Nahen Osten lesen Sie im Newsblog.
Eine israelische Reaktion auf den Raketenangriff des Irans sei zum Teil „auch selbstverständlich”, meinte Omid Nouripour, Parteivorsitzender der Grünen. Immerhin hätte das Land bisher überlebt, weil es immer wieder gezeigt hat, dass Angriffe eben nicht toleriert werden. Er hoffe allerdings, dass sich Israel für eine angemessene Reaktion entscheide, die „die neuen Partnerschaften nicht unterminiert und die hilft, den Iran weiterhin in der gesamten Region zu isolieren”.
Lesen Sie dazu:Vier Szenarien für Israels Gegenschlag
Der Kopf der Schlange sitzt in Teheran
Auch für die deutsch-israelische Politikberaterin Melody Sucharewicz ist „völlig klar, dass Israel reagieren muss”, dabei dürfe es nicht um Vergeltung gehen, sondern darum, langfristig Frieden und Sicherheit für die Region herzustellen. In ihren Augen war der iranische Angriff am vergangenen Samstag ein „hässlicher, historischer Moment”, da es das Mullah-Regime zum ersten Mal gewagt habe, Israel direkt anzugreifen und nicht etwa durch Stellvertreter wie die Hamas, die durch den Iran seit Jahren mit einer Kombination aus Waffen, Ausbildung und finanzielle Hilfe unterstützt werden.
Nur dadurch sei auch der Angriff am 7. Oktober vergangenen Jahres möglich gewesen.Zustimmendes Nicken von allen Seiten. Durch den Angriff am Samstag hätten viele Leute verstanden, dass „der Kopf der Schlange in Teheran sitzt”, meinte die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal. Immerhin sei die Vernichtung Israels seit der Gründung eine „Staatsräson” des Mullah-Regimes.
Ebenfalls interessant: Der lange Arm der Mullahs reicht bis nach Deutschland
„Die Menschen in Gaza haben nichts zu essen“
Besonders eindrücklich waren auch die Worte des deutsch-palästinensischen Comedians Abdul Kader Chahin. Er ist der Sohn palästinensischer Flüchtlinge, hat noch immer Verwandte in Gaza und Israel. Gerade erst hätten es zwei seiner Cousinen aus dem Gaza-Streifen nach Ägypten geschafft, erzählte Chahin bei Illner. Sie hätten ihm aus erster Hand von der schlimmen Situation vor Ort berichtet. „Die Menschen haben nichts zu essen. Man kann froh sein, wenn man Katzenfutter essen kann”, schilderte Chahin die Erfahrungen seiner Cousinen aus Rafah im südlichen Gaza-Streifen. Zwar seien immer wieder Lastwagen ankommen, das Essen darin sei jedoch oft verschimmelt gewesen, weil der Transport oder die Verteilung zu lange gedauert habe.
- Gerichtsurteil: Paukenschlag in Israel – Ultraorthodoxe müssen zur Armee
- Verletzter Verdächtiger: Palästinenser auf Motorhaube gebunden – Empörung über Israels Militär
- Regierung unter Druck? Massenproteste in Israel – größte Demo seit Monaten
- Islamisten: Stärkste Angriffe seit Kriegsbeginn – Hisbollah beschießt Israel
- Nach Rettung: Geisel Noa Argamani befreit – Das war ihr erster Wunsch
Auf den Einwurf von Sucharewicz, dass man an dieser Stelle zwischen Hamas-Propaganda und eigentlichen Fakten differenzieren müsse, reagierte Chahin energisch. Nicht alles sei von vornherein Hamas-Propaganda, da müsse man mit Generalisierungen sehr aufpassen. „Der gesamte Diskurs ist vergiftet”, stellte er wütend fest. Schon zu Beginn hat Chahin eingeräumt, auf keinen Fall für die Palästinenser sprechen zu können, weil es eben kein monolithischer Block sei. Ebenso empfinde er es als zu pauschalisierend, von einem Militärschlag Israels zu sprechen, wo doch zwei Drittel der Bevölkerung dagegen sind und aktiv gegen die Regierung von Benjamin Netanjahu auf die Straße gehen. Eine Tatsache, auf die er mit „viel positiven Neid” blicke und die er sich auch für Gaza wünschen würde. „Das haben wir aber leider nicht”, seufzte er. In Gaza zu demonstrieren, bedeute „sein Leben zu riskieren”.
Warum machen deutsche Firmen immer noch Geschäfte mit dem Iran?
Gegen Ende des Abends warf die Runde auch noch einen Blick nach Deutschland. Wie es sein könne, dass Deutschland weiterhin zu den größten Handelspartnern des Irans zähle, wollte Sucharewicz von Grünen-Politiker Nouipour wissen. Das Handelsvolumen sei mittlerweile unter das Niveau von Lichtenstein gefallen, erklärte der Grünen-Chef, bevor er an alle deutsche Unternehmen appellierte, die Geschäfte mit Teheran zu überdenken.
Anschließend wiederholte Nouripour seine Forderung an Bundesinnenministerin Nancy Faeser, umgehend die Schließung des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) in die Wege zu leiten. Die Blaue Moschee sei ein „Spionagezentrum des Irans in diesem Land”, weshalb es „höchste Zeit“ sei, dass das Zentrum geschlossen werde. Jeder Tag, an dem das nicht geschehe, werde im IHZ geplant, wie man Menschen unter Druck setzen könne, die gegen das Mullah-Regime auf die Straße gehen.
Hier sehen Sie aktuelle Sendung von „Maybrit Illner“