Hamburg. Rein rechnerisch wird Miss Sophie dieses Jahr 150: Seit 60 Jahren lachen Fernsehzuschauer über den sturzbetrunkenen Butler James, der in „Dinner for One oder Der 90. Geburtstag“ übers Tigerfell stolpert.

Eine Geburtstagsparty ohne Gäste, ein mehr oder weniger trinkfester Butler und ein unglücklich platziertes Tigerfell - das sind die Erfolgszutaten des Fernsehklassikers „Dinner for One“. Die 18-minütige Kultsendung flimmert nun bereits seit 60 Jahren über die Fernseher in Deutschland.

In zahlreichen Familien gehört der Sketch zur festen Silvestertradition. Ohne „Dinner for One“ geht es nicht ins Neue Jahr - ganz nach dem mittlerweile berühmten Motto „The Same Procedure as Every Year“. Seine deutsche TV-Erstaufführung hatte der Sketch indes nicht einmal zu Silvester. Sondern im März.

Die Schwarz-Weiß-Produktion mit den beiden Schauspielern Freddie Frinton und May Warden war am 8. März 1963 in der Sendung „Guten Abend, Peter Frankenfeld“ erstmals ausgestrahlt worden. Der sympathische Butler James und seine Herrin Miss Sophie kamen beim deutschen Publikum so gut an, dass „Dinner for One oder Der 90. Geburtstag“ wenige Wochen später in Hamburg beim NDR auf Englisch aufgezeichnet wurde. Frinton hatte den Sketch da schon seit mehr als zehn Jahren in England mit wechselnden Partnerinnen aufgeführt.

Seit 1972 Silvester-Tradition

Das Mini-Theaterstück fand über die Jahre immer mehr Fans. Als feste Silvester-Tradition aber wurde „Dinner for One“ erst 1972 etabliert. Seitdem lief es ausschließlich zum Jahreswechsel und nicht mehr nur, um Programmlücken im deutschen Fernsehen zu füllen. Liebhaber hatte der Sketch dann auch in vielen anderen Ländern - lediglich in Frintons Heimatland blieb die Aufführung jahrzehntelang unbekannt.

Die Story: Miss Sophie will ihren 90. Geburtstag in alter Tradition mit ihren Freunden feiern. Alles Männer. Die jedoch haben längst das Zeitliche gesegnet. Kein Grund, die Party abzusagen. Also übernimmt der Butler - as Every Year/wie jedes Jahr - die Rollen von Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom am festlich gedeckten Tisch. Dabei springt er allerdings nur zum Toast für die Fantasie-Gäste ein. Magenfüllendes Essen - und zwar Suppe, Schellfisch, Hühnchen und Obst - gibt es nur für Miss Sophie. Entsprechend angeheitert ist James nach der zweiten, dritten und vierten Runde - kein Wunder nach jeweils vier Gläsern Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein.

Er stolpert also zielsicher - insgesamt elf Mal - über das im Weg liegende Tigerfell, schlägt sich die Hacken beim militärischen Gruß von Admiral von Schneider kaputt und trinkt irgendwann sogar aus der Blumenvase. Dabei lassen Sprachvermögen und würdevolles Auftreten merklich nach.

Spaß für Generationen

Das ist tatsächlich immer wieder lustig - selbst, wenn man den Sketch schon dutzende Male gesehen hat. Über die kleinen Witze, Running Gags und Routinen der zeitlosen Sendung lachen in deutschen Wohnzimmern gleich mehrere Generationen - ob jung oder alt. Reich gemacht hat das bekannte Duo der Sketch nicht. Sie bekamen laut NDR 4150 Mark dafür.

Wer am 31. Dezember nicht genug von Miss Sophie und ihrem Butler James bekommen kann, hat am Silvestertag gleich 16 Gelegenheiten, die beiden auf der Party zum 90. Geburtstag der alten Dame zu beobachten. In vier Fällen ist das eigentlich englischsprachige Stück dann sogar auf Plattdeutsch, Hessisch oder Kölsch zu hören. Mehrere Millionen Menschen schauen die Sendung Jahr für Jahr.

Zudem gibt es in diesem Jahr auch eine Sendung zur Kultsendung - „60 Jahre Dinner for One - die Jubiläumsshow“ (31. Dezember, 20.15 Uhr, NDR und SWR). Gastgeber ist dabei nicht Miss Sophie (sie würde ja 150 Jahre alt), sondern Bernhard Hoëcker und er hat vier echte Gäste geladen. Mit ihm sitzen Wigald Boning, Katrin Müller-Hohenstein, Jens Riewa und Axel Prahl rund um den festlich gedeckten Tisch.

Im Mittelpunkt der Sendung stehen spannende Geschichten um die berühmte Kurzkomödie, die auch von Freddie Frintons Kindern erzählt werden, wie der NDR dazu mitteilte. Es werde zudem gequizzt, getalkt, gespielt - und natürlich auch der ein oder andere Drink gereicht.