Berlin. In Anne Wills letzter Sendung kündigt Robert Habeck „Zumutungen“ im Zuge des horrenden Haushaltslochs an – und gibt sich optimistisch.
Das war‘s: Nach 16 Jahren und 553 Sendungen hat sich Anne Will von der ARD-Bühne zurückgezogen. „Ich möchte mich bei Ihnen bedanken für das große Vertrauen und das Interesse, dass Sie uns entgegengebracht haben!” Mit diesen Worten verabschiedete sich die Moderatorin von ihrem Publikum. „Wir haben in den 16 Jahren ja etliche Stunden miteinander verbracht“, sagte die 57-Jährige. „Mir war das eine Freude, und ich sag es – auch wenn es ein bisschen pathetisch klingen mag: Es war mir eine echte Ehre.”
„Anne Will“: Diese Gäste waren in der letzten Sendung dabei
- Robert Habeck, Vizekanzler (Die Grünen)
- Florence Gaub, Zukunftsforscherin
- Navid Kermani, Schriftsteller
- Raphael Gross, Historiker
Für ihre letzte Sendung hatte sich Anne Will noch mal einiges vorgenommen. Sie wolle noch mal zusammenkehren, „was es in diesem Jahr an großen Krisen, an großen Linien, großen Kriegen gab”, kündigte sie an. Zunächst richtete Will den Blick auf den Krieg in der Ukraine sowie auf eine Warnung von Navid Kermani. Der Schriftsteller befürchtet, dass Europa „sich an diesen Krieg gewöhnt, so wie man sich an den Krieg im Donbass seit 2014 gewöhnt hatte und die Ukraine verbluten lässt”. Dem widersprach Robert Habeck. Deutschland habe versprochen, an der Seite der Ukraine zu bleiben, solange diese kämpfen wolle.
Für Habeck sei es „eine persönliche Verpflichtung, die Worte, die wir ausgesprochen haben, auch einzulösen”.
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„Anne Will“: Zukunftsforscherin trifft Aussage zu Kriegen in Israel und Ukraine
Die Zukunftsforscherin Florence Gaub verwies wiederum auf die Rolle von Russland und der Ukraine. „Ultimativ werden die beiden Kriegsparteien entscheiden, ob sie an den Verhandlungstisch kommen, weil beide kriegsmüde sind”, erklärte sie. An diesem Punkt sei man aktuell allerdings noch nicht angekommen – weder in der Ukraine noch in Nahost.
Der derzeitigen Situation in Israel und Palästina widmete Anne Will den zweiten großen Block des Abends. Während Navid Kermani betonte, wie wichtig es sei, bereits jetzt an ein „Danach” zu denken, zeichnete Gaub ein konkreteres Lösungsbild. So erscheine es auf den ersten Blick zwar einfacher, einen Konflikt von außen zu lösen, meinte Gaub. Allerdings wisse man aus der Forschung, dass Konflikte am ehesten von innen gelöst werden können. „Gerade weil Menschen schreckliche Ereignisse erlebt haben, sind sie fähig, eine Lösung zu finden“, erklärte sie. Im Nahostkrieg werde dies allerdings nicht in den kommenden Wochen passieren. „Das
wird ein bisschen Zeit brauchen.” Gaub plädierte bei Will besonders für das
Prinzip der Zweistaatenlösung
, um den aktuellen Krieg zu beenden und zukünftige zu vermeiden.
„Anne Will“: Habeck äußert sich zu Milliardenstreit der Ampel
Zu der ohnehin aufgeladenen Stimmung in der Welt komme in Deutschland auch noch das „schwindende Vertrauen in die Regierung”, sagte Anne Will und leitete damit zum nächsten Thema über: den aktuellen Verhandlungen zwischen SPD, Grünen und FDP, um nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Milliardenlöcher im Haushalt zu stopfen. Es sei ein mühsamer Prozess, erklärte Habeck bei Will. Trotzdem sei er „optimistisch, dass wir auf einem guten Weg sind, uns zu einigen”.
Name | Robert Habeck |
Geboren | 2. September 1969 in Lübeck |
Ehepartnerin | Andrea Paluch (verheiratet seit 1996) |
Partei | Bündnis 90/Die Grünen |
Geschwister | Hinrich Habeck |
Ausbildung | Universität Hamburg (2000) |
Familienstand | Verheiratet, vier Söhne |
Ämter | Vizekanzler und Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland |
Laut Habeck werde man versuchen, Schritt für Schritt voranzugehen, um die Gelder zu kompensieren. Das gehe allerdings nur, indem an anderen Stellen „Zumutungen” ertragen würden. Was genau er damit meine, konkretisierte Habeck nicht. Allerdings erklärte er, dass in derzeitigen Gesprächen zahlreiche Haushaltstabellen sowie der Klima- und Transformationsfonds genau unter die Lupe genommen würden. Dabei betonte Habeck, dass der soziale Ausgleich und die gesellschaftliche Stabilität nicht weiter gefährdet werden dürfen.
„Anne Will“: Nachfolgerin steht fest
Während der Ausgang der Gespräche in der Bundesregierung noch unklar ist, steht zumindest schon fest, wie es bei der ARD am Sonntagabend weitergeht: Die ehemalige „Tagesschau“-Sprecherin Caren Miosga wird den Sendeplatz im kommenden Jahr mit einer Talkshow übernehmen. „Seien Sie nett zu ihr”, wandte sich Anne Will ganz zum Schluss an ihr Publikum, „sie ist es auch.”
Als Anne Will zu den „Tagesthemen“ überleiten wollte, begannen diese verspätet, weil zunächst ein Zusammenschnitt aus früheren „Anne Will“-Ausgaben präsentiert wurde. Darunter waren zum Beispiel Ausschnitte aus den Einzelinterviews mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu sehen. Anne Will wurde schließlich im Talkstudio von Kollegen umringt und erhielt gleich mehrere Blumensträuße. Sie sagte: „Danke, danke, danke.“
(mit Material von dpa)