Berlin –. Vor 40 Jahren avanciert Chrissie Hynde zur coolsten Sängerin des Punkpop. Eine Doku nähert sich der heute 71 Jahre alten Pionierin, die mit der Band „The Pretenders“ große Erfolge feiert - und auch schwere Zeiten durchlebt.
Enges T-Shirt, perfekt sitzende Lederjacke, trotziger Blick - in 40 Jahren Musikkarriere ist Chrissie Hynde ihrem Look immer treu geblieben. Vom Aufstieg dieser eigenwilligen Sängerin zum Weltstar erzählt die knapp einstündige Arte-Doku „The Pretenders – Chrissie Hynde, Frontfrau des Rocks“ (17.2., 22.40 Uhr, Arte). Dabei fühlt man die Rock-Mentalität der späten Siebziger und Achtziger, begibt sich auf eine Reise zu den Wurzeln des Punk.
Mit ihrem einmaligen Sound prägte Chrissie Hynde ein ganzes Genre – bis heute. Die 71-Jährige aus Ohio ist eine Pionierin. Als Leadsängerin der britischen Band „The Pretenders“ hat sie es als eine der ersten Frauen in der Branche bis nach ganz oben geschafft - auch und vor allem davon erzählen diese 52 Minuten.
Konzert- und Studioaufnahmen
Den Ruhm wollte die Rock-Legende aber eigentlich nie, wie man im Film erfährt. „Ich mag die Öffentlichkeit nicht so sehr. Ich glaube, die anderen Bandmitglieder mögen es mehr. Mir ist alles ein bisschen peinlich“, offenbart sie in einem Interview zu Beginn ihrer steilen Karriere in den Achtzigern. Dabei schaut sie leicht schmunzelnd in die Kamera, ihre drei Bandkollegen - Martin, James und Pete - sitzen um sie herum.
Die Dokumentation verbindet Konzert- und Studioaufnahmen, kramt alte Bilder aus, aber gibt mit aktuellen Interviews auch Einblicke in die Erinnerungen von Freunden und Kollegen der Sängerin. Dabei wird auf eine Erzählerstimme verzichtet und aus der Autobiografie der Künstlerin „Reckless - Mein Leben“ zitiert. So wirkt es nah und fast schon intim, wenn vom Leben des Rockstars erzählt wird.
Wie bei vielen weltberühmten Musikern startete ihre Karriere ganz unten. Getrieben von der Liebe zur Musik verschlug es die junge Frau mit dem großen Traum, mit ihrer Stimme die Welt zu verändern, in das Mekka des Rock'n'Rolls der Achtziger: London. Mit kleinen Jobs hielt sie sich über Wasser, verkaufte Handtaschen, arbeitete als Modell in einer Kunsthochschule, schrieb Artikel für ein Musikmagazin.
Ausflug in die Vergangenheit
Über ihren Weg in die Band „The Pretenders“ schrieb sie: „Ich habe einfach nur auf den Besten gewartet und ihn mir geschnappt. Nach fünf Jahren des Umherirrens ging alles plötzlich ganz schnell.“ Mit ihrem kraftvollen und soft-punkigen Sound eroberten „The Pretenders“ schnell die Charts und die Bühnen der Welt.
„Wir waren eine kleine Rock'n'Roll-Band, wir liebten den Rock. Aber am Ende brachte uns der Rock um“, erzählte sie weiter. Es geht um den Tod zweier Bandmitglieder, Neufindung, Weitermachen. Die Dokumentation erzählt viel, bleibt sachlich, verzichtet auf starke Dramaturgie, aber transportiert eines: die ehrliche Geschichte und die klare Vision einer Rock-Ikone. Für alle „The Pretenders“-Fans, die mit Punkpop-Liedern wie „Stop Your Sobbing“ (1978) oder der Nummer-eins-Single „Brass In Pocket“ (1979) aufwuchsen, ist die Doku ein wunderbarer Ausflug in die Vergangenheit.