Vor 32 Jahren brauchten Ex-DDR-Staatschef Erich Honecker und seine Frau Margot plötzlich Asyl. Ein Pastor nahm das Paar in Lobetal auf. Das hat Jan Josef Liefers nun verfilmt.
Serrahn/Lobetal (dpa) – Nach 32 Jahren kommt ein besonders Kapitel deutscher Geschichte – das Asyl des gescheiterten DDR-Staatschefs Erich Honecker (1912-1994) bei Pastor Uwe Holmer in Lobetal (Barnim) - ins Fernsehen.
Der Film "Honecker und der Pastor" soll Ende März im ZDF ausgestrahlt werden, wie eine Sprecherin des Senders sagte. "Das Anliegen von damals ist im Film gut getroffen", sagte der 92 Jahre alte Pastor Holmer am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in Serrahn (Landkreis Rostock). Holmer leitete 1990 die Hoffnungsthaler Anstalten Lobetal und ließ das Ehepaar Honecker vom 30. Januar an etwa zehn Wochen bei sich im Haus wohnen.
Jan Josef Liefers als Regisseur
Der damals kranke Ex-Regierungschef und seine Frau Margot mussten die Siedlung Wandlitz verlassen und hatten keine Bleibe. Die damals in Ostdeutschland umstrittene Unterbringung der Honeckers bei der Kirche - in der christlichen Siedlung Lobetal - hat Holmer nie bereut. "Man sollte seine politischen Gegner nie so verachten, dass man später nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten kann." Damaligen Protesten hatten sich Mitarbeiter, Bewohner und er sich gestellt.
Der vom Medienboard Berlin-Brandenburg geförderte Film war in Regie von Jan Josef Liefers 2021 in Potsdam, Babelsberg und Umgebung gedreht worden. Den ehemaligen DDR-Regierungschef Honecker spielt Edgar Selge, seine Frau Margot wird von Barbara Schnitzler verkörpert. Liefers war auch bei Holmer in Serrahn, der Teile des Films bereits gesehen hat. Der Pastor bedauerte, dass die Dreharbeiten nicht in Lobetal stattfanden. Das hätte den äußeren Rahmen des Films verbessert, sagte er. In Lobetal erinnert aber nichts mehr an diese Zeit.
Der evangelische Pastor, der über die zehn Wochen von 1990 auch ein Buch geschrieben hat, zog 1994 nach Serrahn. Er hatte zu Honeckers - nach deren Ausreise nach Chile - noch mehrere Jahre Kontakt, der mit dem Tod der einstigen DDR-Volksbildungsministerin abriss.
Bis auf leichte Gehprobleme ist Holmer mit seinem Gesundheitszustand zufrieden. Gegen Corona hat er sich schon vollständig impfen lassen. Am 6. Februar will er seinen 93. Geburtstag feiern – in kleinem Kreis.
© dpa-infocom, dpa:220122-99-809365/2