Hamburg. Am Montag geht Dirk Matthies noch einmal auf Verbrecherjagd. Jan Fedders Verschwinden wird aber erst im Mai aufgeklärt.
Ein herzlicher Empfang geht anders. „Setz dich erstmal auf die Bank. Oder gehörst du auch zu den Pennern da?“, fragt ein Polizist, der eine Horde HSV-Fans festgenommen hat, den Mann im blauen Hawaiihemd. „Na ja, wie man’s nimmt! Mein Name ist Dirk Matthies.“ Mit diesen Worten tritt Jan Fedder am 6. Oktober 1992 zum ersten Mal seinen Dienst im „Großstadtrevier“ und auf den Röhrenfernsehern der TV-Nation an. Schon damals betont lässig, ziemlich nassforsch und noch mit qualmender Kippe (!) im Mund. Nach gut 27 Jahren und 410 Folgen löst der inzwischen zum Oberkommissar beförderte Polizist Montag seinen letzten Fall.
In sieben der 16 neuen Folgen des „Großstadtreviers“ ist der am 30. Dezember 2019 verstorbene Fedder noch einmal in seiner Paraderolle als dienstältester Beamter des PK 14 zu sehen. Alle Episoden waren schon 2019 in der neuen Kulisse des TV-Polizeireviers im Studio Hamburg in Tonndorf gedreht worden.
Jan Fedder: Wie sollte das Großstadtrevier ihn verabschieden?
Nach dem überraschenden Tod des beliebten, schwer kranken Volksschauspielers mussten sich Redaktion und Produktion plötzlich überlegen, wie und wann Dirk Matthies aus der Hamburger Kultserie verabschiedet werden soll.
Jan Fedder: Das könnte Sie auch interessieren
- Jan Fedders Frau Marion mit bewegender Botschaft
- Jan Fedder: "Meine Trauerfeier muss im Michel stattfinden"
- Jan Fedder: Hunderte Trauernde kondolieren in der Davidwache
- Tim Mälzer trug toten Jan Fedder aus dem Haus
- Gänsehautsongs für Jan Fedder – Fans danken Jessy Martens
- So verabschiedete der Michel-Hauptpastor Jan Fedder
Aus diesem Grund sei am 18. Februar – also erst vor gut einem Monat – ein nachträglicher Drehtag anberaumt worden. Executive Producer Diana Schulte-Kellinghaus vom NDR sagt: „Jan Fedder hat das ,Großstadtrevier’ über Jahrzehnte mit seinem unverwechselbaren Charakter geprägt. Wir wären den vielen Menschen und ihrer großen Anteilnahme nach seinem Tod nicht gerecht geworden, hätten wir mit seinem Abschied bis zum nächsten Jahr gewartet.“ Die nachträglich gedrehten Szenen werden allerdings erst in die Folge 452 mit dem Titel „Absolute Anfänger“ hineingeschnitten.
Ein rätselhafter Brief...
Das heißt: Wie genau das Verschwinden von Dirk Matthies in der Serie aufgelöst wird, erfahren die Zuschauer voraussichtlich erst am 4. Mai im Ersten. Der NDR verrät nur so viel: Im Polizeikommissariat 14 tauche plötzlich ein rätselhafter Brief auf, „mit dem die Dinge ihren unerwarteten Lauf nehmen“.
Und darum geht es in der Folge am Montag, für die Jan Fedder im vorigen Jahr noch selbst vor der Kamera stand: Nele Jansen, die in schwierigen Verhältnissen groß wurde, hofft mit ihrer Ausbildung bei Schlüsselmacher Hans Adler auf bessere Zeiten. Diese Hoffnung wird jedoch zerstört, als ihr Chef unerwartet stirbt und die Zukunft seines Ladens ungewiss bleibt. Einige Einbrüche in den Laden rufen Harry Möller (Maria Ketikidou) und Piet Wellbrook (Peter Fieseler) auf den Plan. Sie entdecken dabei nicht nur kriminelle, sondern auch familiäre Verwicklungen.
Patrick Abozen spricht über die letzte gemeinsame Szene
Dirk Matthies observiert den Schweizer Urs Jäggi, der in Verdacht steht, mithilfe von Benefiz-Turnieren im Beachvolleyball Kokain zu verkaufen. Lukas Petersen (Patrick Abozen) und Jessy Jahnke (Farina Flebbe) ermitteln, ob es einen Zusammenhang gibt ...
In seiner letzten Szene stand der 64 Jahre alte Fedder mit dem 30 Jahre jüngeren Patrick Abozen vor der Kamera. Der Hamburger Schauspieler sagte vor wenigen Tagen der Deutschen-Presse-Agentur (dpa): „Es ist schon etwas Besonderes, mit Jan Fedder seine allerletzte Szene in der Serie teilen zu dürfen, und es wird sicher nicht leicht für mich, mir das am Montag anzusehen. Es fällt mir schwer zu verstehen, dass Jan diesmal nicht wiederkommt.“ Das habe damit zu tun, dass Fedder immer wieder einige Folgen lang nicht bei den Dreharbeiten dabei war, aber „eben doch immer wieder zurückgekommen ist“.
Jan Fedder und der "Hamburger Schnack"
Abozen werde die Leichtigkeit von Fedder beim Drehen vermissen: „Mir wird immer in Erinnerung bleiben, dass er sich dafür entschieden hat, dass das Schauspiel nicht über allem steht.“ Fedder habe ihm gezeigt, „dass es am Ende des Tages nur ein Film ist und man den Spaß an der Sache nicht verlieren sollte“. Auch habe Fedder am Set immer wieder spontan gesungen oder einen Witz erzählt. Die beiden Hamburger habe während der gemeinsamen zweieinhalb Jahre beim „Großstadtrevier“ auch immer der „Hamburger Schnack“ verbunden.
Fedder starb am Tag vor Silvester in seiner Wohnung nahe der Schilleroper auf St. Pauli. Als Todeszeitpunkt protokollierte die Polizei, deren Ehrenkommissar Fedder war, 18.47 Uhr am Montag – nur drei Minuten vor der angestammten Sendezeit der Serie, die Fedder zu einem der beliebtesten Schauspieler Hamburgs gemacht hatte.
„Großstadtrevier“ Folge 447: „Schlüsselmomente“, 18.50 Uhr, ARD