Hamburg . Der österreichische Künstler Manfred Deix ist tot. Er arbeitete auch für die Magazine „Spiegel“ und „Stern“.

An Deutlichkeit ließ seine Kunst nichts zu wünschen übrig, dabei lohnte es sich, dem ersten Blick nicht zu trauen. Denn oft verbarg sich hinter der drastischen Darstellung seiner meistens als Aquarell ausgeführten Cartoons noch eine tiefere Ebene, die das scheinbar Offensichtliche noch in eine weitere, manchmal unerwartete Richtung lenkte. Jetzt ist der österreichische Karikaturist und Cartoonist Manfred Deixim Alter von 67 Jahren gestorben.

Deix war ein lustvoller Provokateur, der mit seiner Meinung nie hinter dem Berg hielt und sich vorzugsweise mit den Mächtigen, mit Politikern, Wirtschaftsbossen und dem konservativen österreichischen Klerus anlegte. Dabei ging er keinem Streit aus dem Weg und gab in der Auseinandersetzung dem Säbel eindeutig den Vorzug vor dem Florett. Sein Lieblingsgegner war der Rechtspopulist und ehemalige FPÖ-Vorsitzende Jörg Haider. Aber auch den „einfachen Leuten“, den aus seiner Sicht ganz und gar nicht so harmlosen Kleinbürgern, hielt er schonungslos den Spiegel vor. Das machte den Künstler zum Bürgerschreck, andererseits aber auch zu einer Kultfigur, was durch seinen exzessiven Lebensstil zusätzlich gefördert wurde.

Erste Cartoons veröffentlichte Deix mit elf Jahren

Geboren wurde Manfred Deix als Sohn eines Gastwirts im niederösterreichischen Sankt Pölten. Und wäre es nach den Eltern gegangen, hätte er sein Berufsleben später hinter der Wirtshaustheke verbracht. Stattdessen verdiente er schon als Schüler mit seinen Zeichnungen Geld, verkaufte fantasievolle Aktdarstellungen an Mitschüler, Stückpreis 10 bis 15 Groschen. Dass er seine ersten Cartoons als Elfjähriger in der „Niederösterreichischen Kirchzeitung“ veröffentlichte, ist angesichts seiner späteren kirchenkritischen Haltung nicht ohne Ironie.

Deix war ein zeichnerisches Naturtalent, der die Zwänge eines akademischen Studiums als Zumutung empfinden musste. Die „Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt“ , die er gemeinsam mit Gottfried Helnwein und dem späteren Roncalli-Chef Bernhard Paul besuchte, schmiss ihn wegen „notorischen Schulschwänzens“ raus. An der Wiener Akademie der Bildenden Künste studierte er zwar insgesamt 14 Semester, ohne sich jedoch einer Prüfung zu unterziehen.

Aber auf ein Diplom konnte Deix getrost verzichten, denn seine stets treffsicheren und oft genug bitterbösen Cartoons und Titelbilder wurden bald nicht mehr allein in österreichischen Blättern wie dem Nachrichtenmagazin „Profil“ gedruckt, sondern auch im „Stern“, im „Spiegel“ und in Satirezeitschriften wie „Pardon“ und „Titanic“. Auch mit Büchern, in denen er seine Cartoons veröffentlichte, hatte er Erfolg. Die Bände „Der dicke Deix“, „Der goldene Deix“ oder „Der heilige Deix“ haben längst Kultstatus.

Wie stilbildend und einflussreich seine Kunst geworden ist, zeigt sich auch darin, dass zumindest im österreichischen Sprachgebrauch der Begriff „Deixfigur“ selbstverständlich für einen bestimmten, wenig sympathischen Menschentyp verwendet wird. Sogar der Duden hat den Begriff inzwischen aufgenommen und folgendermaßen erläutert: „ins Lächerliche verzerrte Darstellung eines Menschen“.

„Ich zeichne, rauche, saufe“, hat Manfred Deix einmal über seinen Lebensstil vermerkt, der allerdings schon seit vielen Jahren erhebliche gesundheitliche Probleme nach sich zog. Vor knapp zwei Jahren erlitt er einen schweren Lungeninfarkt, der ihn monatelang ans Bett fesselte.

Bereits am vergangenen Sonnabend ist Manfred Deix nun seiner schweren Krankheit erlegen. Gottfried Gusenbauer, der Direktor des Karikaturenmuseums Krems, bezeichnete ihn „in erster Linie als politischen Karikaturisten“. Er zähle aber mit Sicherheit „zu den ganz großen Künstlern Österreichs“.