Hamburg. Der BAP-Gründer spricht vor der Ausstrahlung der neuen Staffel von “Sing meinen Song“ über Nena, seinen größten Hit und die Zukunft.
Einfaches Rezept, außergewöhnliche Sendung: In der Musikshow „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ treffen sich Stars wie Nena, Xavier Naidoo oder Annett Louisan und interpretieren die größten Hits ihrer Kollegen neu, was zu ungewöhnlichen Hörerlebnissen führt. Mehr als 2,5 Millionen Zuschauer wollten im vergangenen Jahr die zweite Staffel der Musikshow sehen, es gab Preise und Auszeichnungen. Von heute, 20.15 Uhr, an zeigt Vox neue Folgen; für die dritte Staffel trafen sich die Musiker in Südafrika. Diesmal mit dabei: Wolfgang Niedecken, der die kölsche Mundart zum Kult machte und mit seiner Band BAP seit vielen Jahren zu den populärsten deutschen Rockmusikern gehört. Niedecken, der 2011 einen schweren Schlaganfall erlitt, von dem er sich inzwischen erholt hat, lebt mit seiner Familie in Köln.
Hamburger Abendblatt: Herr Niedecken, was hat Sie bewogen, bei „Sing meinen Song“ mitzumachen?
Wolfgang Niedecken: Ab einem bestimmten Zeitpunkt hatte ich einfach Bock drauf. Die hatten mich ja schon mal eingeladen, zur ersten Staffel, aber ich dachte damals, das ist so eine Art Dschungelcamp für Musiker und habe deshalb abgelehnt. Als dann die zweite Staffel lief, mehrten sich die Stimmen in meiner Band, dass das eine ganz gute Sendung ist und ich mir das ruhig mal angucken könne. Das konnte ich dann bestätigen, und als ich zur dritten Staffel angefragt wurde, habe ich gesagt: „Wenn klar ist, dass da keine Schlagersänger dabei sind, mach ich das gerne.“
Hat denn auch eine Rolle gespielt, dass sich das Album, das nach der Show produziert wird, hervorragend verkauft?
Niedecken : Nö, kommerzielle Erwägungen haben bei der Entscheidung überhaupt keine Rolle gespielt. Die Überlegung, dass ich mit der Sendung vielleicht noch ein anderes als das klassische BAP-Publikum erreichen kann, die war schon da, mehr aber auch nicht. Wir sagen bei BAP immer scherzhaft, dass wir mit einem neuen Album geschätzt 100.000 Haushalte in Deutschland erreichen – und die anderen auch noch zu erreichen wäre ja auch nicht schlecht(lacht). Der Hauptgrund für mein Mitwirken war die Überlegung, eine schöne Zeit mit sehr angenehmen Kollegen zu verbringen.
Gag der Show ist, dass jeder Musiker Lieder der anderen vorträgt. Hatten Sie keine Angst, dass die lieben Kollegen den ein oder anderen Ihrer Songs verhunzen?
Niedecken : Na ja, das ist natürlich Teil des Deals, da muss man dann halt durch. Ich kann jetzt natürlich nicht erzählen, was da genau abgelaufen ist, denn das würde ja die Spannung aus der ganzen Sache rausnehmen. Nur so viel kann ich verraten: Alle haben sich unglaubliche Mühe gegeben, dem Material des jeweils anderen gerecht zu werden und ihm mit Respekt zu begegnen.
Gar keine Ausreißer nach unten?
Niedecken : Na ja, es gab auch schon lustige Situationen, und wir hatten zuweilen auch ganz schön was zu lachen. Aber das ist ja auch keine bierernste Veranstaltung und soll es auch gar nicht sein. Man hängt da in diesem unglaublich tollen Naturschutzreservat in Südafrika miteinander ab, sitzt abends in der Villa am Pool, wo einen diese hervorragend vorbereitete Band begleitet, und ist einfach mit Freude bei der Sache.
Von BAP sind ein paar der bekanntesten Hits wie „Verdamp lang her“ zu hören, nur eben nicht von Ihnen gesungen. Müssen sich die BAP-Fans jetzt auf verwegene Neuinterpretationen einstellen?
Niedecken : Schon, aber das ist ja wesentlicher Bestandteil des Spiels. Jeder Interpret hatte alle Freiheiten, mit dem Material musikalisch das anzustellen, was er will. Das galt natürlich auch für mich. Ich dachte oft, wenn ich mir den Song eines Kollegen vorgeknöpft habe, jetzt hab ich’s – und hab dann doch gemerkt, ich bin noch viel zu nah an der Originalfassung dran. Es geht ja nicht darum, mit Männerstimme einen Nena-Song nur nachzusingen, das muss schon was Eigenes sein, denn ich bin ja nicht der Sänger einer Nena-Cover-Band, sondern seit vier Jahrzehnten die Stimme von BAP.
Wie haben Sie sich denn geschlagen?
Niedecken : Ich glaube ganz gut (lacht). Ich wusste ja, mit wem ich es zu tun habe und was musikalisch auf mich zukommt. Außerdem war ich der Alterspräsident bei dem Haufen und habe viel Respekt bekommen, was mich natürlich sehr gefreut hat.
Und Nena war die Alterspräsidentin?
Niedecken : Nena erweckt überhaupt nicht den Eindruck einer Alterspräsidentin. Das wirkt alles unglaublich jung und frisch, was sie macht, da braucht sie sich auch hinter niemandem zu verstecken, der halb so alt ist wie sie.
BAP wird dieses Jahr 40 Jahre alt. Freuen Sie sich auf die Jubiläumstour, die im Mai startet?
Niedecken : Und ob. Wir werden die beliebtesten Lieder aus der 40-jährigen Bandgeschichte spielen. Plus ein paar neue Lieder vom aktuellen Album.
Sie selber haben ebenfalls Geburtstag gefeiert, Sie sind gerade 65 geworden und somit im klassischen Rentenalter. Schon mal ans Aufhören gedacht?
Niedecken : Nö, ich muss Ihnen auch ehrlich sagen, diese Alterskiste interessiert mich nicht wirklich. Ich gucke seit 65 Jahren durch dieselben beiden Löcher in meinem Schädel auf die Welt – und daran hat sich ja nix geändert (lacht). Und wenn ich mal keine drei Stunden mehr auf der Bühne stehen kann, mach ich es einfach wie B.B. King und spiele im Sitzen.