Hamburg. Der TV-Entertainer lud zum Finale seiner TV-Karriere ein letztes Mal zur Spieleshow. Eigentlich war fast alles wie immer.
Ganz am Ende – es ist kurz vor zwei in der Nacht zu Sonntag – ist Stefan Raab fast leise. Er lächelt sein so typisches Lächeln, die Kamera begleitet ihn beim Gang durchs Team von „Schlag den Raab“, er bedankt sich bei der Regie, den Assistenten, bei Kameraleuten und Tontechnikern. Er dreht sich in Richtung Publikum und schließt seine TV-Karriere mit dem Satz „Ich hoffe, Sie hatten ein bisschen Spaß.“ Dann reißt er noch einmal die Arme in die Höhe und geht ab. Ohne großen Abschied, ohne viel Brimborium.
Vorher hat er den 24-jährigen Hendrik („Ich hör am liebsten Ballermann-Musik“) zum Millionär und fünf weitere Kandidaten um 100.000 Euro reicher gemacht. Die 55. und letzte Ausgabe der Mammut-Spielshow von ProSieben lief mit neuem Reglement. Statt gegen einen war Raab gegen 15 Kandidaten aus dem Publikum angetreten, in jedem Spiel ein anderer. Wer es geschafft hatte, „das Kampfschwein“ zu besiegen, erhielt einen Geldkoffer mit einem Zehntel des Jackpots und durfte im Finale ohne den großen Zampano gegen die anderen Etappengewinner antreten, um den Rest der 1,5 Millionen Euro zu erspielen.
Wo man in einer klassischen Sonnabendabendshow eine Flut aus Effekten und Requisiten erwartet hätte, bekamen die sechs von Moderator Steven Gätjen ein Kinderspielzeug in die Hand gedrückt. Klackern. Einen Plastikball aus einem Trichter heraushüpfen lassen und wieder auffangen. Hendrik schaffte es als Einziger und kann sich nun seinen Traum erfüllen, für seinen Schützenverein den Malle-Musiker Mickie Krause „zu kaufen“.
Ansonsten war fast alles wie immer. Es gab Wissens-, Sport- und Quatschspiele, Raab und seine Konkurrenten maßen sich im Rallye- und im Cartfahren, bei „Blamieren oder Kassieren“, beim „Dosenschießen“ oder Bauklötzestapeln. Und Raab gewann die meisten Spiele mit seiner ureigenen Mischung aus Souveränität und Ehrgeiz. Wie Kommentator Frank „Buschi“ Buschmann es formulierte: „Das Faszinosum Raab: Eigentlich kann er’s nicht. Aber trotzdem funktioniert’s.“
Was fehlte, war der Spannungsbogen, der einen sonst auch bis tief in die Nacht vor dem Fernseher hielt. Litt man doch nicht mit dem einen Kandidaten durch einen Spielemarathon, sondern mal mehr und mal weniger mit den Einzelgängern. Trotzdem – wen wundert’s – erzielte der allerletzte TV-Auftritt von Stefan Raab glänzende Quoten, durchschnittlich schauten 3,89 Millionen Menschen zu, in der Spitze waren es sogar fast fünf Millionen.
Anstelle der musikalischen Stargäste, die sonst zur Show gehören, hatte Raab noch einmal die Heavytones, seine Band aus „TV Total“, nach Köln-Mülheim ins Studio gebeten. Und dann gab es am Ende doch den kurzen, sehr raab-igen Abschiedsmoment: Der Tausendsassa der Fernsehunterhaltung stimmt ausgerechnet „One Moment In Time“ von Whitney Houston an, einen an Kitsch kaum zu überbietenden Song.
Dann folgt ein Testbild wegen „Text vergessen“, eine Minute später ist Raab wieder da, mit E-Gitarre, Sonnenbrille, Pelzmantel und Rentiergeweih und schnoddert Chuck Berrys „Run Rudolph Run“ ins Mikro. Man darf sich sicher sein, dass Raab sich diesen sehr unprätentiösen Moment selbst ausgedacht hat.