Hamburg. ARD und Produktionsfirma verteidigen umstrittenen Gast bei Sonntags-Talkshow. Hilflosigkeit am Ende der Sendung.

Der Auftritt von Björn Höcke, dem Fraktionsvorsitzenden der AfD im Thüringer Landtag, bei der Talkshow „Günther Jauch“ am Sonntagabend sorgte für Irritation bei den Zuschauern. Schon während der Sendung schrieb Renate Künast von den Grünen bei Twitter: „Hilfe, ist das eine schlechte Moderation! Höcke sagt, die Syrer haben Syrien. Sollen die sich da abschlachten lassen???“, der Europa-Abgeordnete Matthias Groote (SPD) befand an gleicher Stelle: „Rechtspopulistische Spinner wie Höcke gehören nicht zur besten Sendezeit ins öffentlich-rechtliche Fernsehen.“

„Für den demokratischen Prozess ist es wünschenswert und notwendig, dass in einer aktuellen Diskussion alle Seiten zu Wort kommen“, erklärte eine Sprecherin der Produktionsfirma I&U TV am Montag. Ein ARD-Sprecher betonte, man habe sich bewusst dazu entschieden, Höcke einzuladen und sich kritisch mit seinen umstrittenen Thesen auseinanderzusetzen.

Günther Jauch schien überfordert mit Björn Höcke und seinen Äußerungen

Ebendiese kritische Auseinandersetzung habe aber gefehlt, so der Tenor der Kritik. Moderator Jauch schien tatsächlich über weite Strecken der Talkshow hinweg mit Höcke überfordert zu sein. Es gelang ihm nicht, dessen populistische Äußerungen sinnvoll zu entkräften. Weder im direkten Dialog, noch in Reaktion auf einen Einspieler, der Parolen des Wahl-Thüringers zeigt: Höcke ist unter anderem bei einer Kundgebung in Erfurt zu sehen, auf der er „Thüringer! Deutsche! 3000 Jahre Europa! 1000 Jahre Deutschland!“ ins Mikrofon brüllt. Jauch fiel dazu nicht mehr ein, als zu fragen, was Höcke damit meinen würde. Dessen historisch gesehen hanebüchene Antwort, die auf angeblich jahrhundertealte deutsche Traditionslinien rekurriert, die nun durch „das Experiment Multikulti“ gefährdet würden, ließ er ebenso unwidersprochen stehen wie weitere Ausfälle Höckes.

Die ganze Hilflosigkeit im Umgang mit dem Populisten Höcke – von NDR-Journalistin Anja Reschke einmal abgesehen, die ihm verschiedentlich Paroli bat – zeigte sich am Ende der Sendung, als Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) nur noch abwinkte und „Is’ egal, lassen Sie ihn“ in Richtung Jauch seufzte.