Berlin. Mit dem „Duell um die Geld“ testeten Joko und Klaas im Rahmen von „Circus Halligalli“ ein neues Show-Format. Doch hat das Format Zukunft?

Das Leben nach Stefan Raab hat bei ProSieben begonnen. Zumindest scheint es so. Der Sender will nun neue Showformate erproben und setzt bei seinem ersten Versuch auf eine Mischung aus Circus Halligalli und der TV Total Pokernacht. Doch der Reihe nach.

Neue Ideen müssen her. Das Gesicht von ProSieben hört auf. „Tschüss, Stefan!“ heißt es in einer nicht mehr allzu weit entfernten Zukunft. Doch wie will man in der Ära nach Raab Abende füllen? Besonders der Samstagabend könnte zum Problem werden, wenn kein neues Showformat am Fernsehhorizont auftaucht. Doch man ist schlau in Unterföhring. Kurzerhand wurde eine Spezial-Ausgabe von Circus Halligalli ins Leben gerufen mit dem feschen Beinamen „Das Duell um die Geld“ in Anlehnung an „Duell um die Welt“.

„Mein Privatleben fängt an, wenn du gehst“

Denn Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf gehen ja immer. Denkt man. So ist es nicht verwunderlich, dass die ersten gut 20 Minuten auch genauso anfingen, wie man es vermutet hat. Nur ein bisschen schicker. Joko und Klaas im feinen Anzug. Der Rest ist wie immer. Die beiden nehmen sich aufs Korn und feixen über die Frage, die seit einiger Zeit die Medien beschäftigt: Können sie im Privatleben Freunde sein? „Mein Privatleben fängt an, wenn du gehst“, haut Klaas raus und ein bisschen ist es ein Sinnbild für die weitere Sendung. Zwar kann man sich Joko ohne Klaas und umgekehrt nicht vorstellen, aber so richtig will der Funke nicht überspringen. Die Neckereien wirken uninspiriert, beide gelangweilt. Die Sendung plätschert vor sich hin bis – zack peng - die Show in der Show kommt - “Das Duell um die Geld“.

Plötzlich kommen Michi Beck und Smudo, die neuen alten Juroren von „The Voice of Germany“, ebenfalls in schicken Anzügen die Treppen zum Bondtitellied aus „The World Is Not Enough“ hinab geschwebt. Nach ein bisschen Geplänkel über LSD im Hosenbund auf den Philippinen (Michi: „Es war nur ganz wenig.“) und Gerede über den Song „Die da“ (Smudo: „Haben wir auf einen Privatkonzert gespielt. Wir wurden mit vielen Drogen überredet. Haha.“) und ein paar Sticheleien gegen Raab (Klaas: „Wir müssen die Pause nutzen von TV Total, die uns der Herrgott geschenkt hat.“) geht es mit wilden Kameraschnitten weiter. Hauptsache Cut. Werbung. Cut. Hinein und schwupps sind da auch noch Eva Padberg und Palina Rojinski . Ebenfalls hübsch gekleidet. Ebenfalls pathetisch mit Bond. Diesmal aber immerhin Adeles „Skyfall“.

Hier wird mit Wissen gepokert

Damit ist die Runde fast komplett. Hinzu stoßen noch Croupier Paula und Moderator Oliver Kalkofe, der sich im Laufe der Show noch als echter Lichtblick erweisen wird und die zu „Goldeneye“ heroisch den Raum entern. Kommentiert wird das Ganze von Micky Beisenherz und einem Profi-Croupier, der so farblos und so schlecht und falsch die Promis beim Duell einschätzt, dass man ganz seinen Namen vergessen hat.

Doch erst einmal zum Spielprinzip. Es ist nicht revolutionär neu. Eigentlich ist es eine TV Total Pokernacht mit Circus Halligalli-Beteiligung. Und das man mit Wissen pokert. Denn das Spiel läuft wie folgt: Oliver Kalkofe stellt zu Beginn der Runde eine Frage. Die vermeintliche Antwort auf die Frage müssen die Promis auf Blankokarten schreiben. Die Antwort muss nicht richtig sein, das Wissen darf auch vorgetäuscht werden. Hauptsache die anderen fallen auf den Bluff rein Die Einsätze werden wie beim Poker gemacht. Nach jedem Turn gibt es Hinweise auf die richtige Antwort. Natürlich darf dann der Einsatz erhöht oder ausgestiegen werden.

Spontane Ausbrüche sind Fehlanzeige beim „Duell um die Geld“

Die Fragen, die Kalkofe stellt, fallen nicht unbedingt unter den Mantel des Allgemeinwissens. Die erste lautet: „Wieviel Prozent der Tindernutzer weltweit sind laut einer aktuellen Untersuchung Single?“ Bei so einer Fragenvorlage erwacht die Mattscheiben-Seite von Oliver Kalkofe natürlich zum Leben. Sprüche wie „Ein Blinddate bei Tinder nennt man Tinderüberraschung“ fallen des Öfteren an dem Abend. Bei der Frage hört man allerdings auch ein „Tinder statt Inder hat er noch vergessen“ aus dem Off der Kommentatoren-Kabine. Ob das so gewollt war, sei dahingestellt...

„Duell um die Geld“ macht Lust auf Ausbrüche

Ebenfalls für Aufregung sorgt bei „Circus Halligalli „ allerdings die Frage nach den Kosten für eine aktuelle Ausgabe des Lustigen Taschenbuchs. Vor allem als der Hinweis erfolgt, dass das Unplugged-Album der Fantastischen Vier bei Amazon günstiger ist. Als die Lösung „5,99 Euro“ kommt, kann ein Michi Beck nur den Kopf schütteln. „Die ist billiger? What the fuck?!“

Leider gibt es solche Ausbrüche beim „Duell um die Geld“ nicht häufiger. Joko und Klaas verhalten sich auffallend unauffällig – was mitunter auch daran liegt, dass Joko als erster ausscheidet. Dennoch: keine großen Sprüche gegeneinander, keine große Klappe. Dass, worauf die Macher der Show vielleicht gesetzt haben, bleibt aus. Es fehlt die eigene Prägung. So wirkt es lediglich wie ein Abklatsch einer TV Total Pokernacht bei der am Ende übrigens Michi Beck den Sieg nach Hause getragen hat. Und fast bin ich mir da sicher: Es wäre niemanden aufgefallen, wenn das Sendungslogo getauscht worden wäre...

Sehen Sie die aktuelle Ausgabe von Circus Halligalli in der ProSieben-Mediathek.