Berlin . Das TV-Projekt war ursprünglich auf ein Jahr angelegt und hätte damit bis Februar 2016 laufen müssen. Freitag letzte Ausgabe.

Angekündigt war es einst als „das größte TV-Experiment aller Zeiten“: Der Sender Sat.1 bricht seine quotenschwache Reality-Show „Newtopia“ kurz nach der 100. Sendung ab. Die Sendung war ursprünglich auf ein Jahr angelegt und hätte demnach noch bis Februar laufen sollen. Nun kommt bereits am Freitag (24. Juli) die letzte Ausgabe.

„Das Experiment ist beendet“, erklärte Sat.1-Geschäftsführer Nicolas Paalzow am Montag. Man habe „viel Sendezeit, Herzblut und Ideen“ in das Projekt gesteckt. „Leider ohne den erhofften Erfolg. Aber nur wer wagt, gewinnt“, fügte Paalzow hinzu.

In den Niederlanden, wo das gleiche Konzept „Utopia“ heißt, war die Show-Idee von John de Mol sehr gut beim TV-Publikum angekommen.

Auf einem abgeschirmten Gelände in Königs Wusterhausen südöstlich von Berlin versuchen die „Newtopia“-Kandidaten seit Ende Februar, rund um eine Scheune eine neue Welt nach eigenen Regeln aufzubauen. Dafür hat man ihnen Ackerland, zwei Kühe und ein paar Fische mitgegeben.

Sie sind umgeben von Kameras und Mikrofonen, der Privatsender zeigt werktags einen Zusammenschnitt. Die Einschaltquoten entwickelten sich jedoch mehr und mehr nach unten. Von 2,80 Millionen Zuschauern zum Auftakt blieben in der vergangenen Woche 1,17 Millionen übrig.

Dazu kamen Pannen: Im April weckte ein nächtlicher Vorfall Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Realitysendung, an der nichts gestellt sein soll. Bei einer teils hitzigen Besprechung von Kandidaten mit einer Produktions-Mitarbeiterin war - offenbar versehentlich - eine Kamera mitgelaufen. Die Mitarbeiterin hatte mit den Teilnehmern der Show darüber gesprochen, wie wieder mehr Dynamik ins Geschehen kommen könnte. Die Mitarbeiterin wurde „von ihrer Tätigkeit entbunden“.

Im Juni hatte sich dann die Camp-Kuh „Clyde“ überfressen, weil Bewohner eine Tonne nicht geschlossen hatten. Der Pansen des Tieres war durch das viele Kraftfutter übersäuert. Die Kuh war zeitweise in einer Klinik, wurde danach wieder aufs „Newtopia“-Gelände gebracht.

In dem Camp gab es viele Abgänge und Zugänge. Seit dem Start der Sendung haben mehr als 30 „Pioniere“ in „Newtopia“ gelebt. Aus der 15-köpfigen Anfangsbesetzung blieben noch Derk und „Vaddi“ Steffen übrig. Am schnellsten war der Essener Student Lenny wieder draußen. Sein „Newtopia“ endete aus Liebeskummer bereits nach zwei Tagen wieder.

Aus der Außenwelt besuchten rund 1000 Menschen das Camp, darunter der Alt-68er Rainer Langhans. Von den Bewohnern erlangte am ehesten der Berliner Lebenskünstler „Candy“ einigermaßen Prominenz.

Bis zur 100. Sendung Mitte dieses Monats wurden 88 Geschäftsideen entwickelt - und davon 30 umgesetzt. Ein großer Reichtum wurde bisher nicht erzielt. Mitte Juli waren 4046 Euro und 4 Cent in der Kasse.

Vom nächsten Montag, dem 27. Juli, an zeigt Sat.1 auf dem Sendeplatz montags bis freitags um 19.00 Uhr dann das Daily Drama „In Gefahr – ein verhängnisvoller Moment“. Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 hatte in den vergangenen zwei Jahren auch bei anderen Formaten vorzeitig die Reißleine gezogen, etwa bei der Show „Millionärswahl“.