Zum Glück ist „Harter Brocken“ kein typischer Heimatkrimi geworden, sondern ein spannender, großartig gespielter Fernsehfilm.

Es ist eine ziemlich schlaue Idee, sich für die Hauptrollen eines Films der Dienste von Schauspielern zu versichern, die nicht nur die Sets und Kulissen von Fernsehstudios, sondern auch die Bühnen von Theatern kennen. Und wenn man dazu einen mehrfach Grimme-geehrten Drehbuchautor hat und einen Regisseur, der ein eigenes Regal für seine Auszeichnungen braucht, schadet da ebenfalls nicht. Ganz im Gegenteil: Im Idealfall kommt so ein feines Stück Fernsehunterhaltung wie „Harter Brocken“ dabei heraus.

Ohne den Blick auf die Details wäre man vermutlich nicht darauf gekommen, dass der Film das Zuschauen lohnt: Der 843. Heimatkrimi? Und dazu noch aus dem Harz, der Klassenfahrterinnerung gewordenen Langeweile? Das kann doch gar nichts werden. Kann es eben doch: Dank Stephan Wagners Regieleistung, dank Thomas Beneschs Blick fürs richtige Bild, dank des Drehbuchs von Holger Karsten Schmidt. Und nicht zuletzt dank der Schauspielleistung von Aljoscha Stadelmann (aktuell auch am Schauspielhaus zu sehen) und Julia Koschitz. Die restlichen Rollen im Walpurgis-Krimi sind auch durchweg gut besetzt, aber hinter der Leistung von Stadelmann als Dorfbullen Frank Koops und Koschitz als LKA-Beamtin Miriam Nohe müssen die anderen zurücktreten.

Koops ist so, wie man sich als Großstädter das uniformierte Landvolk vorstellt: Kein Heldencop, der aus allen Rohren feuernd Kriminelle Schach matt setzt, auf sich allein gestellt ganze Schmugglerringe aushebt und sich nach getanem Werk in sein Loft zurückzieht. Nein, „Fränky“ ist ein bisschen behäbig, ein bisschen beleibt und ziemlich bärtig. Sollte er jemals seine Dienstwaffe benutzen müssen, hätte er größere Chancen, jemanden damit totzuwerfen als ihn zu erschießen. Und wenn er Feierabend hat, sitzt er in der Eckkneipe und spielt Halma.

Ein spannender Krimi, obwohl der Zuschauer weiß, wer der Mörder ist

Kollegin Nohe mag ihn trotzdem, den Brummbär. Sie ist in St. Andreasberg gestrandet, nachdem ihr Auto von einer Schlammlawine mitgerissen wurde. Und bietet diensteifrig Hilfe bei der Aufklärung eines Mordes an, von dem der Zuschauer schon weiß, wer ihn begangen hat. Das tut dem Spaß (und der Spannung) an der Kriminalsache aber keinen Abbruch. Koops und Nohe kurven im schraddeligen Lada Niva durch das deutsche Mittelgebirge und versuchen zu ergründen, wer die junge Fremdenführerin Vanessa (Anna Drexler) erschossen hat. Und auf wen sie vorher geschossen hat. Immerhin war sie Schützenkönigin, also darf man davon ausgehen, dass sie getroffen hat.

Das könnten Thomas Barkowiak (Christoph Bach) und Nicola Zimmermann (Anna Schudt) bestätigen, wenn sie jemand fragen würde. Obwohl ihre Motivation, Koops oder auch den Brüdern der Verstorbenen Rede und Antwort zu stehen, stark gen null tendiert. Lieber hätten sie den Rucksack voller Geld zurück, den Vanessa ihnen stibitzt hat. Marco (Godehard Giese) und Patrick (Hinnerk Schönemann) haben allerdings bereits eigene Pläne für den unverhofften Reichtum. Und was sie mit dem Mörder ihrer Schwester anstellen wollen, wissen sie auch bereits. Da sag noch mal einer, der Harz sei langweilig.

„Harter Brocken“, Sa 20.15 Uhr, ARD