Die Deutschen Fernsehpreise werden am Donnerstag in Köln zum letzten Mal in der bekannten Form verliehen, die ARD zeigt am Freitag eine Aufzeichnung der Gala. Seit Jahren gibt es Kritik. Warum Annette Frier dennoch Grund zum Lachen hat.
Nostalgie wird nicht allzu viel aufkommen, wenn am Donnerstag in Köln die Deutschen Fernsehpreise zum 16. und letzten Mal in der altbekannten Form verliehen werden: Intern wie extern gibt es seit Jahren Kritik an der von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 gestifteten Auszeichnung. Der Preis habe zu wenig Strahlkraft, er sei bei Gästen wie Zuschauern wenig geliebt. Die um einen Tag verspätete Ausstrahlung der Gala im späten Abendprogramm zeigt auch auf Senderseite, wie viel Zuschauerpotenzial man dem Preis noch zutraut. Dass es mit dem Interesse tatsächlich nicht mehr weit her ist, belegt die Quote aus dem vergangenen Jahr: Gerade einmal 0,96 Millionen Menschen schalteten die turnusgemäß von Sat.1 übertragene Gala ein, im Jahr davor schaffte das ZDF noch 3,19 Millionen. Die Erwartungen bei der ARD, was die Einschaltquote angeht, sie wird nicht hoch sein.
Besser dürfte die Stimmung von Annette Frier ausfallen: Sie findet sich in gleich vier Nominierungen. Frier spielte eine der Hauptrollen in dem als einzige private Produktion als „Bester Fernsehfilm“ vorgeschlagenen Sat.1-Film „Nichts ist mehr wie vorher“ und ist für diese Rolle zudem als „Beste Schauspielerin“ nominiert – ebenfalls als einzige Darstellerin der privaten Sender. Darüber hinaus gibt sie die „Danni Lowinski“ in der gleichnamigen Comedy-Reihe von Sat.1, die als „Beste Serie“ prämiert werden könnte. In der ebenfalls nominierten Arte-Doku „Geliebte Feinde – Die Deutschen und die Franzosen“ ist sie auch zu sehen.
Ganz gelassen können die WM-Reporter Tom Bartels, Mehmet Scholl und Oliver Welke der Gala entgegengehen. Sie wissen schon, dass sie gemeinsam den „Sonderpreis Sport“ erhalten werden: „Mit der Verleihung eines Sonderpreises in der Kategorie Sport wollen wir die exzellente Sportberichterstattung würdigen, die sich in Professionalität und Leidenschaft den Fußballweltmeistern 2014 ebenbürtig zeigte“, so der Juryvorsitzende Torsten Körner.
Auch sonst dominieren die Öffentlich-Rechtlichen bei den Aussichten auf die Trophäen: 15 potenzielle und feststehende Preise für die ARD, zehn für das ZDF und drei für Arte. Allein drei Nominierungen hat das ARD-Drama „Männertreu“ bekommen. Es könnte als „Bester Fernsehfilm“ ausgezeichnet werden, Suzanne von Borsody und Matthias Brandt, die die Hauptrollen spielen, sind als Beste Darsteller nominiert. Sie treten unter anderem gegen Francis Fulton-Smith („Die Spiegel-Affäre, ARD) und Sandra Hüller („Polizeiruf 110: Morgengrauen“, ARD) an.
Von den Privaten hat – neben Frier – wohl besonders das Duo Joko und Klaas gute Chancen auf einen Preis: Ihre ProSieben-Show „Circus Halligalli“ ist bereits mit einem Deutschen Comedypreis, einem Grimme-Preis und einer Rose d’Or prämiert worden. Und die Konkurrenz in der Kategorie „Beste Unterhaltung“, sie ist nicht stark: Ein Prominentenspecial von „Wer wird Millionär?“ (RTL) und das Musikformat „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ von Vox. Bessere Chancen dürfte die RTL Group, zu der unter anderem Vox gehört, bei den Dokutainment-Formaten haben: Neben der Selbstversuch-Reihe „Das Jenke-Experiment“ ist auch Vox’ Vorzeige-Modeschöpfer Guido Maria Kretschmer für seine „Shopping Queen" nominiert. Allerdings ist mit „Schulz in the Box“ (ProSieben) ein innovatives Format nominiert. Der Musiker und Moderator Olli Schulz wird irgendwo in einer Holzkiste ausgesetzt und muss sich, ohne vorher zu wissen, worum es geht, zurechtfinden: zum Beispiel im Gefängnis, bei einem russischen Oligarchen oder einem Berliner Gangster-Rapper.
„Der Deutsche Fernsehpreis“, Fr 22.00 Uhr, ARD