Joachim Knuth ist einer der Erfinder des Deutschen Radiopreises, der am Donnerstag zum fünften Mal verliehen wird – wie immer im Schuppen 52 im Oberhafenquartier.
Hamburg. Auch wenn der NDR-Hörfunkdirektor Joachim Knuth nicht nur Vorsitzender des Beirates Deutscher Radiopreis ist, sondern auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass es diesen Preis überhaupt gibt, redet der 55-Jährige lieber über den Preis an sich, über die Strahlkraft, die er seit seiner ersten Vergabe vor fünf Jahren entwickelt hat und über das Medium Radio. Denn „am Ende ist das, wie alles, eine große Gemeinschaftsleistung“.
Die Idee, einen Preis ins Leben zu rufen, eine jährlich vergebene Trophäe, die die Verdienste „des sogenannten Alltagsradios mit seinen Millionen von Hörern“ hervorhebt, sei schon einige Jahre älter als der 2010 zum ersten Mal im Schuppen 52 im Oberhafenquartier verliehene Deutsche Radiopreis, so Knuth beim Gespräch in seinem Büro beim NDR. Dass es so etwas bis dahin nicht gab, das erklärt Knuth auch damit, dass das Radio „ein regional grundiertes Medium“ sei. Anders als beim Fernsehen sind die Sender viel stärker in den jeweiligen Bundesländern verankert, setzen auf regionale Hörerschaft. Zudem ist das Radio ein klassisches Begleitmedium, das oft nur nebenbei wahrgenommen wird. Umso mehr Grund für Knuth, herausragende Beiträge mit einer großen Gala aus der Flüchtigkeit und Alltäglichkeit des Radios herausheben zu wollen.
Das war auch einer der Gründe dafür, von Beginn an auf große Namen wie Phil Collins oder James Blunt bei den Gästen zu setzen: „Wir haben immer auf Strecke gedacht und dabei geahnt, dass man am Anfang diesen Preis zunächst bekannt und vertraut machen muss.“ Bei der Verpflichtung der Künstler im ersten Jahr bekam man fast ausschließlich Unterstützung von „einer großen, in Hamburg ansässigen Plattenfirma, inzwischen von allen“. Und auch der Name Deutscher Radiopreis selbst hat einen guten Klang, genau wie der diesjährige Stargast Taylor Swift. „Zu Beginn hatte es noch einen leichten Hauch von Happening“, grinst Knuth. Inzwischen ist der alljährliche Termin „als Branchenveranstaltung eingespielt, durch alle, die daran beteiligt sind“.
Und das sind nicht wenige: Nicht nur, dass der Deutsche Radiopreis eine gemeinsame Veranstaltung der sonst erbittert konkurrierenden privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern ist. Man hat sich mit der unabhängigen Jury des Grimme-Instituts sogar noch eine dritte Partei ins Boot geholt. Aber das war so wichtig wie richtig, betont Knuth: „Wir wollten von vornherein jemanden finden, der eine gute Distanz zu uns, den Programmmachern hat und für seine Unabhängigkeit bekannt ist.“ Und tatsächlich hat weder der Beirat noch sonst jemand außerhalb der Jury Einfluss auf die Auswahl der Preisträger. „Diese Unabhängigkeit ist nicht so einfach für alle zu ertragen.“ Bei der ersten Vergabe zum Beispiel hatte ausgerechnet der Gastgeber und federführende Organisator, der NDR, in keiner Kategorie gewonnen. „Und dann gab es ein paar unserer direkten Konkurrenten, die am Ende gewannen. Das ist natürlich keine leichte Situation.“
Trotzdem erinnert sich Knuth gern an die erste Auflage des Preises: „Als wir am Tag vorher das erste Mal in den Schuppen 52 kamen und da die fertige Bühne stand, das war schon ein beeindruckender Moment.“ Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Preis nur auf dem Papier existiert. Fünf Jahre später gehört er fest zum Kalender der Medienereignisse.
Wohin sich der Preis in den kommenden Jahren entwickeln wird, ob er auch langfristig in Hamburg bleiben wird – gesichert ist die Verleihung in der Hansestadt zunächst bis zum Jahr 2016, man möchte auch gern in Hamburg bleiben –, darüber mag Knuth nicht spekulieren. Aber dass er sich weiterentwickeln wird, dass er weiter vergeben wird, das steht für den Hörfunkdirektor des NDR außer Frage. Allein schon, weil sich auch das Medium immer weiter entwickelt, wie sich schon an den nahezu jährlich überarbeiteten Kategorien zeigt.
Und der Schuppen 52, er ist vorerst jedes Jahr aufs Neue der Ort der Wahl. Allein schon, weil zum Deutschen Radiopreis auch etwas gehört, das man als Radiozuhörer oder Zuschauer im Fernsehen (siehe Infokasten) nicht wahrnehmen kann. „Was ich immer in Erinnerung behalten werde, das ist der Pfeffergeruch im alten Schuppen.“ Auch er ist ein fester Teil des Radiopreises geworden. Wahrscheinlich nicht nur für Joachim Knuth.