Mehr als ein Vierteljahrhundert lang hat Peter M. Hetzel Bücher und Autoren im Frühstücksfernsehen von Sat.1 empfohlen. Im Alter von 53 Jahren ist der Wahlhamburger verstorben.
Das Etikett „Literaturkritiker“ fand Peter M. Hetzel eher lustig als treffend, ganz am Anfang sogar etwas einschüchternd. „In der allerersten Sendung, die ich für Sat.1 gemacht habe, bin ich richtig zusammengezuckt, als sie mich so angekündigt haben.“ Das war im November 1987. Da war Hetzel 27 Jahre alt, gelernter Verlagsbuchhändler und Lektor für Krimis beim Rowohlt Verlag in Reinbek. Und neuerdings im Fernsehen, zuerst als Gast, dann als „der Bücheronkel von Sat.1“.
Mehr als ein Vierteljahrhundert lang hat der Wahlhamburger Bücher und Autoren im Frühstücksfernsehen von Sat.1 empfohlen. Nicht als Kritiker im feuilletonistischen Sinn, sondern als „Dienstleister im Auftrag der Zuschauer“. Im Laufe der Jahre hatte er sich ein Credo zurechtgelegt, das aus fast jedem seiner Beiträge sprach: „Der Hetzel schlägt euch eine Schneise durch den Dschungel der Neuerscheinungen.“
Wenn Hetzel von Drehs mit Autoren erzählte, leuchteten seine Augen, auch noch vor einer Woche, da lag er schon im Krankenhaus. Dass er schwer krank war, konnte man ihm ansehen. Aber nicht anhören. So lebendig, wie ihn seine Zuschauer über 25 Jahre hinweg erlebt haben, so voller Spaß erzählte er auch von der Entstehung seiner Büchertipps, von Besuchen bei Autoren zu Hause – „ein bisschen Recherche, ein bisschen Entertainment“ – und von zufälligen Begegnungen auf den Buchmessen. Als der Bestseller-Autor Jussi Adler-Olsen einmal im Hintergrund einer Szene herumalberte, die Hetzel gerade drehte, entschuldigte er sich bei seinem Interviewpartner mit den Worten: „Entschuldigung, junge Frau. Aber ich muss jetzt jemanden maßregeln.“ Eine wilde Jagd quer durch die Frankfurter Verlagsstände später konnte Hetzel von sich behaupten: „Ich bin der einzige Journalist, der Jussi Adler-Olsen in den Hintern getreten hat.“
Er hatte keine Berührungsängste, weder vor den großen Namen der Branche noch vor dem vermeintlichen Schund. Das Wichtigste sei doch, dass die Leute überhaupt lesen würden, bei der Auswahl sei er gern behilflich. Und die umfasste nicht immer nur die naheliegenden Bestseller. „Ich habe denen sogar Thomas Pynchon untergejubelt. Und David Foster Wallace.“ Denen, das sind nicht seine Zuschauer gewesen. Sondern die Redaktionsleitung, der er immer wieder aufs Neue erklärt hat, dass man das Publikum nicht für doof halten sollte. Dass man zwischen Strandlektüre und Pageturner auch „ein bisschen das von dem zeigen kann, was mich beim Lesen beeindruckt hat“.
Die Bücher, das Drehen, die Zuschauer, sie waren – neben seiner Frau und seinen zwei Kindern – seine großen Leidenschaften. Natürlich hat er auch Bücher verrissen, das gehörte zu seiner Selbstauffassung als Dienstleister. Aber viel lieber hat er seine literarische Begeisterung weitergegeben. Er hätte es gern gesehen, wenn er in seinem „zweiten Wohnzimmmer“, den Studios in Hamburg, Berlin und München, nur als „Peter Hetzel – der, der immer gerne liest“ angekündigt worden wäre. „Das wäre am schönsten gewesen, das hätte mir gefallen.“
Dazu ist es nicht mehr gekommen. Im Februar wurde ihm mitgeteilt, dass er „vom Schirm“ wäre, sein Buchtipp wurde gestrichen. Das hat er Sat.1 nicht verziehen. Pläne hatte er trotzdem, viele Pläne. Für die Video-Kolumnen auf seiner Webseite, für weitere eigene Bücher, für sein Leben. Auch zu diesen wird es nicht mehr kommen. Peter M. Hetzel ist am vergangenen Sonntag im Alter von 53 Jahren gestorben.