Nach der vierten Staffel dachten alle Fans, die Serie um den coolen Ruhrpott-Ermittler Mick Brisgau sei vorbei. Von wegen. Henning Baum spielt noch einmal seine Paraderolle.

Mick Brisgau trägt ein Hahnkostüm. Nicht weil Karneval wäre oder der Polizist subtil als stolzer Gockel präsentiert werden soll. Nein, es handelt sich hier um einen verdeckten Einsatz, der so schiefgeht, wie die Verkleidung gewählt wurde. Es kommt zu einigen unklug gewählten Formulierungen gegenüber Vorgesetzten („Flachzange. Eure Realität könnt ihr euch hinten reinschieben!“), weshalb Mick degradiert wird und nun wieder Streife fahren muss. Das tut der TV-Serie „Der letzte Bulle“, die von diesem Montag an wieder auf Sat.1 läuft, schon mal gut, weil Hauptdarsteller Henning Baum in Uniform irgendwie noch stärker aussieht. Diese Muskeln. Jeder Oberarm schreit einem förmlich das Wort „Liegestütze!“ entgegen.

Klug ist diese Strafversetzung aber auch, weil Mick einen neuen Partner bekommt, überzeugend kleinkariert gespielt von Jürgen Tarrach. Die beiden sollen nun „an der Front“ für Ordnung sorgen, Falschparker und Kleindiebe zur Räson rufen. Natürlich ist diese Aufgabe zehn Nummern zu klein für ein Alphatier wie Mick Brisgau, der immer noch auf Motorräder, dicke Schlitten, Faustkämpfe und derbe Sprüche steht: „Es gibt Leute wie uns, die in die Scheiße greifen, notfalls ohne Handschuhe.“

Die fünfte Staffel ist eine komplett neue Serie. Sie beginnt zwei Jahre nach dem Ende der vierten. Micks alte Gefährten haben inzwischen alle Karriere gemacht, nur er hängt noch in der Vergangenheit fest, hört 80er-Jahre-Mucke aus dem Kassettenrekorder, nimmt Schnupftabak, trinkt Bier an Uschis Theke und teilt sich das Dosenfutter mit seiner Katze. Sein früherer Partner Andreas arbeitet inzwischen beim Landeskriminalamt und hat sich „das volle Bausparglück“ geschaffen. Ex-Chef Ferchert versucht sich als Politiker, Laborheini Meisner macht als Selbstständiger endlich die große Kohle. „Wenn deine Eier zu groß werden, häng Ballons dran“, lautet Brisgaus Kommentar.

Es gibt sie noch, die Sticheleien unter den Kollegen, aber die Größe des Falls, in den sie alle hineingezogen werden, lässt nicht mehr viel Platz für humorvolle Schlagabtausche. Dafür wird es jetzt spannender. „Mick war schon immer für eine Überraschung gut, und mich hat er auch dieses Mal wieder überrascht“, sagt Henning Baum, der neben der Hauptrolle auch die des Produzenten innehat. Es war seine Idee, die Geschichte in einer anderen Form wie bisher zu erzählen. Zum ersten Mal erstreckt sich ein Fall über alle acht Folgen.

Bislang hatten deutsche Krimiserien, in denen eine Story über mehrere Folgen gezeigt wird, leider wenig Erfolg bei den Zuschauern. Man denke nur an „Im Angesicht des Verbrechens“, eine großartige, jedoch kaum beachtete Miniserie. Dass Misel Maticevic, einer der damaligen Hauptdarsteller, nun auch in „Der letzte Bulle“ mitmacht, zeugt von einer klugen Rollenwahl – und sagt hoffentlich noch nichts über die Quote. „Eine große Erzählung ist ein Genuss“, sagt Henning Baum. „Die horizontale Erzählweise muss man sich einfach wie einen Roman vorstellen, der in acht Kapitel aufgeteilt ist.“

Wenn Baum etwas anpackt, dann fest und richtig. Für seine Darstellung des Raubritters Götz von Berlichingen (im Herbst auf RTL) campierte er wochenlang in einem VW Bus auf einer Burg, während die anderen Schauspieler nach Drehschluss ins kuschelige Hotel fuhren. Die simple Unterkunft half Baum, in der Rolle zu bleiben, sie authentischer zu spielen, sagt er.

Götz von Berlichingen ist im Grunde der gleiche Typ wie Mick Brisgau. Ein Mann wie ein (Henning) Baum, und diese Kerle spielt keiner so souverän wie er. Gut, einige Szenen der fünften Staffel wirken übertrieben und unmotiviert: Kündigt Mann wirklich seinen Job, weil er eine schöne Frau auf einem Motorrad trifft? Und bedeckt da ernsthaft eine Art Fell die Genitalien von Mick, kurz bevor es zum Sex in der Blockhütte kommt? Das Testosteron tropft nur so aus diesen Auftritten.

Aber egal. Mick Brisgau ist eben ein echter Macho, und neben den ganzen metrosexuellen Weichei-Typen, gehüllt in Skinny Jeans und voll Verständnis für die weibliche Seite, braucht es diese Männer eben auch. Oder wie dieser letzte Bulle es ausdrückt: „Die alten Zeiten sind vorbei! Nur ich bin noch genauso wie früher.“

„Der letzte Bulle“ Mo 20.15 Uhr, Sat.1