Gänsehaut-Momente, Freudentränen und Hollywood-Stars – am 1. Februar wird in Berlin die 49. “Goldene Kamera“ verliehen. Organisiert wird das glamouröse Fest allerdings aus Hamburg.

Aus seinem Bürofenster im 11. Stock kann Jochen Beckmann den Michel, die Elbphilharmonie, das Planetarium und den Fernsehturm sehen. Die Gedanken des Verlagsgeschäftsführers der Programm- und Frauenmedien von Axel Springer sind jedoch ganz woanders. Nämlich in der Hauptstadt, wo gerade die Vorbereitungen für die „Goldene Kamera“ auf Hochtouren laufen. Beckmann ist seit mehr als 20 Jahren „Vater“ der glamourösen Veranstaltung, zum 49. Mal wird sie in diesem Jahr in insgesamt 13 Kategorien vergeben. Moderieren werden Hape Kerkeling und Michelle Hunziker.

Von gelangweilter Routine ist nichts zu spüren an diesem Morgen in Beckmanns Arbeitszimmer am Axel-Springer-Platz. Energetisch ist der Verlagsmanager immer und still sitzen nicht sein Ding. Doch jetzt, in den Tagen vor dem großen Fernsehereignis, potenziert sich die Dynamik rund um Jochen Beckmann. Ein kurzer Blick auf die Uhr, schnell noch ein Telefonat mit Christina Gaßner, die das zehnköpfige Organisationsbüro in Berlin leitet.

„Ist mit der neuen Location alles in Ordnung? Haben alle wichtigen Gäste zugesagt? Sind die Privatflüge für die Preisträger gebucht?“, will Beckmann wissen. Erstmalig wird in diesem Jahr auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof gefeiert und nicht wie sonst in der Ullsteinhalle des Berliner Axel-Springer-Hauses. Da residiert jetzt nämlich die Welt-Gruppe im neu geschaffenen Newsroom.

Das diesjährige Dekorationsthema ist „Frankreich – All about Yves“: Es wird französisch. Hangar sechs und sieben müssen dementsprechend gestaltet werden. Und das innerhalb weniger Tage. Gute Nachrichten aus Berlin, alles scheint nach Plan zu laufen. „Hörzu“-Chefredakteur Christian Hellmann und die Promi-Jury mit Iris Berben, Til Schweiger und Sandra Maischberger kommen auch voran: Ins Finale für die Kategorie „Beste Schauspielerin“ haben sie Josefine Preuß („Das Adlon“), Katharina Schüttler („Unsere Mütter, unsere Väter“) und Nadja Uhl („Operation Zucker“) gewählt. Als „Bester Fernsehfilm“ treten gegeneinander an: Der Heimatkrimi „Hattinger und die kalte Hand“, „Operation Zucker“ und „Unsere Mütter, unsere Väter“. Die Leser der Zeitschrift „Hörzu“ durften aus 21 TV-Köchen ihre drei Favoriten ins Finale wählen. Mit dabei sind Steffen Henssler, Horst Lichter und Frank Rosin.

Zufrieden lässt sich Jochen Beckmann in seinen Sessel fallen. Neben seinem riesigen Holzschreibtisch steht ein Golfschläger. Handicap 18 hat der Mann. Auch zwei große Repliken der Goldenen Kamera stehen im Raum – und schon ist man wieder beim Thema. Woran er sich besonders gerne erinnert? Nur kurz muss Beckmann nachdenken: „Michael Douglas war als geheimer Überraschungsgast für seinen engen Freund, Schauspieler Danny de Vito, nach Berlin gekommen, keiner durfte dies wissen, schon gar nicht Danny de Vito.“ Durch einen ungeplanten Zufall flog Michael Douglas jedoch mit Richard Gere nach Berlin. Richard Gere sollte im selben Jahr die Goldene Kamera als ,Bester Schauspieler International’ erhalten.

Am Flughafen Tegel warteten schon die Paparazzi und Fotografen. Spontan bat Michael Douglas Richard Gere darum, die Presse abzulenken, damit seine Überraschung für de Vito weiter geheim bleiben konnte. „Konnte sie, nachdem zwei hartnäckige Fotografen nach einer filmreifen Fahrt durch viele Berliner Hoteltiefgaragen am Ende erfolgreich abgeschüttelt worden waren.“ Ein Erinnerungsfoto von sich und Richard Gere hat Beckmann übrigens heute als Profilfoto in seinem WhatsApp-Massenger. Noch eine Anekdote fällt ihm ein. 2008 wurde Chuck Berry für sein „Lebenswerk Musik international“ geehrt. Beckmann: „Berry wollte partout seine Mercedes-Benz Limousine selbst fahren. Bei der Ankunft im Hotel Adlon waren Fahrer, Sicherheitsleute und Hostessen nervlich ziemlich angeschlagen und froh, dass sie die Fahrt heil überstanden hatten.“

Über die internationalen Preisträger in diesem Jahr schweigt der Medienmann sich aus. Zum einen will er die Überraschung nicht vorweg nehmen, zum anderen bangt er bis zur letzten Minute, dass auch wirklich alle Preisträger kommen. Bei den Hollywood-Stars weiß man ja nie...

Doch auch deutsche Größen haben für Gänsehaut-Momente gesorgt. Unvergessen der erste Auftritt von Sportmoderatorin Monica Lierhaus nach ihrer schweren Krankheit. Mit wackeligen Schritten zeigte sie sich der Öffentlichkeit erstmalig wieder – im Saal kämpften viele mit den Tränen. So auch beim letzten TV-Auftritt von Rudi Carell vor seinem Tod 2006. Der große Entertainer wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet, 900 Zuschauer in der Ullsteinhalle feierten ihn mit Standing Ovations. In solchen Momenten der Erinnerung ist Jochen Beckmann dann auch mal kurz ganz ruhig. Bis zum 1. Februar dürften diese Momente jedoch durch Abwesenheit glänzen. „Entspannen werde ich mich erst wieder nachts um halb vier, nach der Verleihung. Wenn alles geklappt hat und ich ein Glas Wein trinke und eine Zigarre rauchen kann. Das ist dann mein persönlicher Höhepunkt des Abends“, sagt er.

Nach einer sehr kurzen Verschnaufpause geht dann alles von vorne los. Nach der Kamera ist vor der Kamera. Ihren Ursprungsort hat die Veranstaltung übrigens im Hamburger Hotel „Vier Jahreszeiten“. Ein Wechsel zurück in die Hansestadt wäre also eigentlich überfällig: Hoffen darf man ja. Der Vater der „Goldenen Kamera“ jedenfalls ist schon vor Ort. Wen der gerne nochmal dabei haben möchte? „Barbra Streisand, Justin Timberlake und Robert Redford!“