In dem 3D-Action-Spektakel zeigt Hauptdarsteller Ryan Reynolds, dass Selbstironie einen größenwahnsinnigen Helden sympathisch machen kann.

Berlin. Scarlett Johanssons Ex-Mann ist ein Hollywood-Schönling - weiter nichts. Dieses Vorurteil über Ryan Reynolds war lange weit verbreitet. Spätestens im Jahr 2010 aber belehrte der kanadische Schauspieler die meisten Kritiker eines Besseren. In dem aufwühlenden Kriegsdrama „Buried“, in dem er sich bei lebendigem Leibe begraben einen ganzen Film lang in der Enge einer Holzkiste gegen den schleichenden Tod zur Wehr setzt, wird klar: Dieser Darsteller kann auch Charakterrollen füllen.

Und jetzt ausgerechnet ein Karrieresprung als Hauptdarsteller in der 200 Millionen Dollar schweren Produktion „Green Lantern“? Als Held mit hautenger, grüner Uniform, der – wie der ebenfalls im Verlagshaus DC Comics geborene „Superman“ – mit vorgestreckter Faust durch die Lüfte fliegt? Das ist viel weniger niveaulos als erwartet.

Reynolds spielt den Flugzeug-Testpiloten und Frauenliebhaber Hal Jordan, der von einem mächtigen grünen Ring als erster Mensch zum Mitglied eines Corps intergalaktischer Friedenswächter auserwählt wird: der Green Lanterns. Doch nicht nur die gute grüne Energie der Willensstärke landet mit Abin Sur, dem tödlich verwundeten Träger des Rings, auf der Erde. Auch die böse gelbe Macht der Angst wird in einen Menschen eingepflanzt, als sich der Wissenschaftler Dr. Hector Hammond (Peter Sarsgaard) damit bei der Untersuchung von Abin Surs Leiche infiziert.

Die Widersacher Hal und Hector konkurrieren fortan nicht mehr wie zuvor nur um dieselbe Frau: die selbstbewusste und ansonsten ebenso makel- wie profillose Profi-Fliegerin Carol Ferris (Blake Lively). Der Kampf auf der Erde ist ein Stellvertreterkrieg für die Machtsituation in den 3600 Sektoren des Universums. Auch dort, im Hauptquartier der Lanterns auf dem Planeten Oa, muss sich Jordan behaupten – und seine irdische Arroganz ablegen, denn im Kreise der hoch entwickelten Zivilisationen im All gelten die Menschen noch als junge und wenig fortgeschrittene Spezies.

Ryan Reynolds verkörpert als Hal Jordan nicht nur den ersten Menschen im Kreis der 3600 Green Lanterns – sondern auch einen extrem menschlichen Helden. Und das, obwohl „angstfrei“ gleichsam „die Jobbeschreibung“ eines Superhelden sei, wie es auf Oa heißt. Doch nach und nach wandeln sich Hals Schwächen zu Stärken. Er lernt, dass die Furcht ein Teil des Lebens ist, der sich nicht unterdrücken lässt

- sondern den man sich eingestehen sollte, um ihn zu beherrschen. Ein simples, aber schönes Motto, das dafür sorgt, dass das grün-gelbe Action-Spektakel im Kampf um Gut gegen Böse nicht in der moralischen Schwarzweißmalerei versinkt.

Dass der Film bei allem Pathos nicht albern wird, liegt auch daran, dass Jordan und sein weltliches Umfeld dessen Superhelden-Existenz nicht unerträglich ernst nehmen – sondern gern mit Humor kommentieren: „Wunderbar, es muss nur die Welt untergehen, und schon wirst du erwachsen“, muss sich der chaotische Draufgänger Hal zum Beispiel sagen lassen. Wie vielen anderen Comic-Superhelden fällt es auch ihm zudem keineswegs immer leicht, mit seinen neuen Fähigkeiten und der dazugehörigen Heldenausstattung umzugehen – etwa wenn es ihm nicht auf Anhieb gelingt, seine grüne Uniform herbeizuzaubern, als ein Freund ihm dabei zuschaut. Oder wenn er sich selber auch schon einmal über seine neue „coole Maske“ lustig macht. Da verzeiht man dem Film auch die eine oder andere schmalzige Szene zwischen Hal und Carol.

Wer für rasante Action (der Regisseur Martin Campbell machte zuletzt weltweit Furore mit dem Bond-Film „Casino Royale“) ein wenig Kitsch und Klamauk gern erträgt, wird sich von dem Live-Comic „Green Lantern“ recht gut unterhalten fühlen – und kann sich wohl auf eine Fortsetzung freuen: Ein Sequel ist am Ende des Films deutlich angelegt.